Berlin. 18 Mannschaften, 18 Thesen: Das bringt die Saison 2019/2020 der Fußball-Bundesliga.

Werden die Bayern wieder Meister? Oder ist Dortmund stark genug für den Coup? Wer schafft es in die Königsklasse? Wer hat Probleme im Abstiegskampf? Gibt es einen Überraschungskandidaten beim Kampf um die Torjägerkanone? 18 Thesen zur neuen Saison der 1. Fußball-Bundesliga:

Deshalb wird für Bayern-Trainer Kovac die neue Saison schwierig

Weil Dortmund die Münchner von Beginn an unter Druck setzt, kehrt für Niko Kovac keine Ruhe ein. Auch gilt es für ihn, den Umbruch weiter zu moderieren – von November an möglicherweise ohne Schutzpatron Hoeneß. Ob der Kader für den Angriff in der Champions League reicht, scheint fraglich. Und nur Erfolge in der Königsklasse wappnen Kovac vor externer wie interner Kritik.

Borussia Dortmund wird Meister

Die Dortmunder haben erstmals seit Jahren keinen Leistungsträger verloren, sich dafür sehr zielstrebig verstärkt. Die forsche Herangehensweise haben alle verinnerlicht, der Glaube an den Titel ist groß. Zudem herrscht in Dortmund aktuell deutlich mehr Ruhe als in München.

RB Leipzig verpasst die Champions League

Von den bisherigen Neuzugängen ist nur Christopher Nkunku auf Anhieb eine echte Verstärkung. Zudem bringt der neue Trainer Julian Nagelsmann viele neue Ideen ins Spiel von RB ein, die erst umgesetzt werden müssen. Er überlädt seine Spieler mit taktischen Anweisungen und Videoschulungen, um schnell Erfolg zu haben. Das wird zu Problemen führen.

Havertz bei Bayer Leverkusen wird noch besser

Die starke Rückrunde des Shootingstars im starken Team war bemerkenswert. Noch bemerkenswerter war die Hinrunde, als der damals gerade 19-Jährige in einer schwankenden Mannschaft die Konstante war. Diese Saison spielt Havertz um einen Stammplatz bei der EM und darum, sich 2020 einen Weltclub aussuchen zu können. Beides wird ihm gelingen.

Neuer Gladbach-Trainer benötigt Zeit

Innerhalb von zwei Monaten kann die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach den Stilwechsel durch den neuen Trainer Marco Rose nicht perfektionieren. Noch längst nicht alle Spieler haben den lauf- und zweikampfintensiven Umbruch vollzogen. Sein Team sei zum Start kein „Pressingmonster“, so Rose, der noch Mängel sieht.

Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg wird Torschützenkönig

Wout wer? Das fragten sich viele, als Wolfsburg den Stürmer vor einem Jahr aus Alkmaar holte. Doch Weghorst schoss schon in seiner ersten Bundesliga-Saison 17 Tore. Er ist sehr ehrgeizig und will 2020 mit den Niederlanden zur EM. Passt das neue 3-4-3-System des VfL, wird er als Mittelstürmer davon profitieren.

Eintracht Frankfurt kommt nicht noch mal bis ins Europacup-Halbfinale

Die verkauften Stürmer Luka Jovic und Sebastien Haller haben zusammen in der vergangenen Saison 32 Bundesligatore und 15 Treffer in der Europa League erzielt. Diese Lücke im Angriff wird schwer zu schließen sein.

Werder Bremen erreicht die Europa League – mindestens

Trainer Kohfeldt und Sportchef Baumann haben das Potenzial, eine Ära wie einst Thomas Schaaf und Klaus Allofs zu begründen. Wegen Kohfeldt wollten Spieler wie Ömer Toprak zu Werder Bremen kommen. Das Team ist eingespielt, Jungstars wie Maximilian Eggestein und Milot Rashica werden sich noch entwickeln. Werder wird die Europa League erreichen und um die Champions-League-Plätze mitspielen.

Hoffenheim wird es schwer haben

Der Nachfolger von Julian Nagelsmann als Chefcoach bei der TSG 1899 Hoffenheim, Alfred Schreuder, hat in Kerem Demirbay, Nadiem Amiri, Nico Schulz und Joelinton wertvolle Leistungsträger verloren und zu viel Durchschnitt im Kader.

Fortuna Düsseldorf überrascht erneut

Letzte Saison hat der Abstiegskandidat Nummer eins die Liga überrascht. Das kann auch jetzt der Fall sein, da sich die Düsseldorfer Mannschaft wieder stark verändert hat. Die Neuen Lukebakios und Ramans könnten sich entwickeln. Zudem steht Trainer Friedhelm Funkel unter Denkmalschutz und sitzt auch in Krisen fest im Sattel.

Hertha Berlins Millionen bringen keinen Erfolg

Geld schießt nicht immer Tore. Trotz der 125 Millionen Euro des Unternehmers Lars Windhorst und des Rekordeinkaufs von Dodi Lukebakio für 20 Millionen Euro ist der Kern der Mannschaft von Hertha BSC Berlin zwar eingespielt, doch reicht die Kampfkraft nicht dazu aus, die internationalen Startplätze anzugreifen.

Mainz kämpft gegen den Abstieg

Die Stürmer Jean Philippe Mateta und Dong-Won Ji fallen monatelang aus. Ob der ausgeliehene Taiwo Awoniyi vom FC Liverpool schnell helfen kann, ist abzuwarten. Das Pokal-Aus in Kaiserslautern war für Mainz zudem ein Dämpfer.

Freiburg ärgert wieder die Großen

Ungeschlagen gegen Bayern München? Das gelang in der vergangenen Saison nur dem SC Freiburg. Zwei Remis holte die Mannschaft von Trainer Christian Streich gegen den Meister, aus den Top fünf der Liga gewann nur Borussia Dortmund beide Spiele gegen den Sport-Club. Freiburg hat kaum Leistungsträger verloren und wird die Großen der Liga, vor allem zu Hause, auch in dieser Saison wieder ärgern.

Schalke 04 kehrt auf europäische Bühne zurück

Eine miserable Saison wie zuletzt liefert der Revierclub nicht noch einmal ab. Mit Sportvorstand Jochen Schneider und dem neuen Trainer David Wagner kehrt auf Schalke nach dem Wirbel um Aufsichtsratschef Clemens Tönnies auch wieder Ruhe ein. Zwar konnte man sich keine spektakulären Neuzugänge leisten, doch Talente wie Suat Serdar, Amine Harit und Omar Mascarell werden nach einem schwachen Jahr aufblühen.

Für Augsburg wird die Saison kein Selbstläufer

Im Vorjahr lief einiges schief, mit Neu-Coach Schmidt will der FC Augsburg eine ruhigere neunte Saison seit dem Aufstieg 2011 ohne Abstiegsangst erleben. Dafür muss der Schweizer zeigen, dass er neben guter Stimmung durch Teambuilding-Maßnahmen (Alpentour) sportliche Weiterentwicklungen bewirkt. Beim peinlichen Aus im DFB-Pokal in Verl zeigte sich zudem, dass Augsburg auf dem Transfermarkt vor allem in der Abwehr noch zulegen muss.

Simon Terodde ist beim 1. FC Köln nur Edeljoker

Im vergangenen Zweitliga-Jahr traf Terodde für Köln fast, wie er wollte. 21 Tore in der Hinrunde, 29 zum Saisonende. Doch in der kommenden Saison wird er beim FC wohl häufig auf der Bank sitzen. Hinter dem jetzt fitten Rückkehrer Modeste und dem als komplettesten Stürmer gesetzten Cordoba reicht es nur zum Stürmer Nummer drei.

Paderborn wird alle überraschen

Schon den Zweitliga-Aufstieg hatte den Ostwestfalen niemand zugetraut, die Rückkehr in die Erste Liga dann erst recht nicht. Paderborn wird in der Bundesliga bleiben, weil die Mannschaft viel Talent und Tempo mitbringt. Spielerisch ist sie besser als vergleichbare frühere Aufsteiger wie Darmstadt oder Braunschweig.

Union Berlins Trainer steht nicht infrage

Auch wenn Präsident Dirk Zingler seinen Verein langfristig in der 1. Bundesliga halten möchte, werden Rückschläge in der Premieren-Saison von Union Berlin einkalkuliert, sodass Trainer Urs Fischer nicht infrage gestellt wird. Der Coach hat in der letzten Saison mit einem furiosen Endspurt in Liga 2 samt gelungener Relegation bewiesen, auch in Stresszeiten Ruhe zu bewahren und die Mannschaft auf Kurs zu halten.