Eisenach. Beim 25:23 des ThSV Eisenach über Rimpar wechselt Sead Hasanefendic den Erfolg ein.

Auf der Ehrenrunde nach dem Abpfiff marschierte Adrian Wöhler vornweg, Söhnchen Valentin im Arm. Ein passendes Arrangement für den 32-Jährigen. Würde in Eisenach der Titel eines „Man of the Match“ vergeben, Wöhler hätte ihn sich an diesem Abend verdient. Elf Tore, davon neun Siebenmeter bei neun Versuchen – keine alltägliche Bilanz. Erst recht nicht gegen einen Klassekeeper wie Max Brustmann, der dennoch einmal mehr der Beste in den Rimparer Reihen war.

Vor allem die Rolle des nervenstarken Schützen von der Strafwurflinie interpretierte Wöhler mit unerschütterlicher Kaltschnäuzigkeit. „Klar, irgendwann fängst du an zu überlegen“, sagte er, „aber es ging alles gut.“ Mit neun Siebenmetern ohne Fehlwurf war der Linksaußen den rekordverdächtigen zehn aus zehn von Daniel Luther dicht auf den Fersen. Dabei war er zuletzt gar nicht erste Wahl am Punkt, wo sich meist Saul und Tokic abwechselten. Zuletzt aber hatte Wöhler in Aue getroffen und vor dem Spiel die Traineransage erhalten: Du wirfst!

Doch vielleicht wäre alle Treffsicherheit brotlose Kunst geblieben, hätte Hasanefendic nicht nach 20 Minuten die Komplett-Rotation vollzogen – und damit den Sieg eingewechselt. Nach einem farblosen Auftakt ohne Rückraumdruck und mit nur einem Feldtor schickte der Trainer fünf neue Spieler und damit eine andere Mannschaft aufs Parkett. Eine mit Schneid, mit Zug zum Tor. „Mit dem neuen Personal kamen die Emotionen und Eisenach riss das Spiel an sich“, analysierte Bernd Fichtner, einstiger Top-Rechtsaußen des ThSV.

„Wir haben uns selbst besiegt“

Nun zog Bewegung ins Angriffsspiel und Stabilität in die Abwehr. Mit diesen Werkzeugen reparierte Eisenach das 4:8 (20.) umgehend zum 9:9-Halbzeitstand und drehte die Stellschrauben dann frühzeitig auf Sieg. Nach dem 11:9 (32.) gaben die Blauen die Führung nicht mehr her. „Es spricht für unsere Qualität, einen Vorsprung nahezu eine komplette Halbzeit lang zu behaupten“, meinte Manager René Witte.

„Wir haben uns selbst besiegt“, sagte Ceven Klatt enttäuscht. Acht technische Fehler nach dem Wechsel zählte Rimpars Trainer: „Das ist der zweiten Liga unwürdig.“

Eisenach dagegen konnte sich auf Yoav Lumbrosos Regiequalitäten ebenso verlassen wie auf Andrej Obranovics wiederentdeckte Wurfstärke (4 Tore). Aber auch auf Jonas Richardt, der das Vertrauen des Trainers 40 Minuten lang erfüllte und zwei nicht unwichtige Treffer beisteuerte: erste Führung (9:8/30.) und finales ThSV-Tor (25:22/55.).

Eisenach feierte vor knapp 2400 Fans den siebten Heimerfolg, aber im siebten Duell mit Rimpar erst den dritten Sieg. Was zeigt, dass die fränkischen Nachbarn immer auch zänkische Nachbarn sind – freilich nur auf dem Parkett. Außerhalb pflegen beide Seiten sogar persönliche Kontakte. Gästecoach Klatt blieb nach dem Spiel in Eisenach bei seinem Kumpel und Trauzeugen Witte. Was geplant war, wollten sie nicht verraten. „Wir werden sicher nicht nur über Handball sprechen“, sagte Klatt. „Och“, konterte Witte, „ich hätte schon Lust, noch ein bisschen drüber zu reden.“ Und grinste.