Meuselwitz. Hubert Wolf, Präsident des ZFC Meuselwitz, kritisiert Thüringens Pleiteclubs und ist froh über den Weg seines Vereins.

Respektvoll gehen dieser Tage die Blicke nach Meuselwitz. Seit 2009 spielt der hier ansässige ZFC aus dem Altenburger Land nun schon in der Fußball-Regionalliga. Und das mit zu anderen Teams vergleichsweise bescheidenen Mitteln. Doch kaum ein anderer Verein steht in Zeiten, in denen Zweidrittel der Thüringer Viertligisten pleite sind, für so gutes Wirtschaften. Wir sprachen mit Präsident Hubert Wolf über das Geheimnis des Erfolgs, andere Thüringer Vereine, den scheidenden Trainer Heiko Weber und die Ziele für den Rest der Saison.

Herr Wolf, beim Blick auf die Tabelle ist der ZFC Meuselwitz jetzt Thüringens Nummer zwei in Sachen Fußball. Freut Sie das?

Es gibt natürlich auch Fan-Gruppierungen bei uns, die sich darüber freuen. Aber für mich ist das eine Momentaufnahme. Unsere Kernaufgabe sind die permanente Entwicklung des Nachwuchsbereiches und der Sportanlage sowie den bezahlten Fußball stabil zu halten.

Und Letzteres gelingt dem ZFC seit vielen Jahren in der Regionalliga.

Ich habe oft gesagt: Die Regionalliga ist die Champions League für Arme. Für Vereine wie uns, die 300.000 bis 500.000 Euro Budget für das Regionalligateam haben, ist sie das Höchsterstrebenswerte, was möglich ist. Mit dieser Summe ist es möglich – auch wenn es immer ein bisschen später passiert – regelmäßig die Klasse zu halten.

Andere Vereine wie Rot-Weiß Erfurt oder Wacker Nordhausen kommen nicht zurecht. Beunruhigt Sie die aktuelle Entwicklung?

Für die Liga und deren Akzeptanz ist die Entwicklung schlecht. Das ist aber überall so, wenn die Wünsche größer als die Möglichkeiten sind. Alle im Verein fühlen sich jetzt bestätigt, unseren Weg konsequent weiterzugehen. Nur das Geld auszugeben, was wir sehr sicher haben. Wir sind natürlich in der glücklichen Lage, über Bluechip eine Lücke am Saisonende von 10.000 oder 15.000 Euro zu schließen. Dafür sollten Hauptsponsoren auch da sein.

Durch den Rückzug vom Spielbetrieb des FC Rot-Weiß Erfurt hat der ZFC drei Punkte und die Einnahmen aus dem geplanten Heimspiel am 23. Februar eingebüßt.

Das ist ärgerlich für uns. Wir waren mit dem Bus dort, das hat Kosten verursacht. Wir haben in Erfurt gewonnen, das hat Siegprämien verursacht. Jetzt haben wir keine Chance, durch unser Heimspiel etwas einzunehmen. Es gibt einen ersten Gedanken und Wunsch an den NOFV, die Fernsehgelder, die Rot-Weiß zustehen würden, an die sechs, sieben Vereine, deren Spiel jetzt ausfällt, zu vergeben.

Auch mit Nordhausen hatten Sie Pech. Sind im Pokal gegen eine Mannschaft ausgeschieden, die sich der Verein eigentlich gar nicht leisten konnte.

Es hat ein Geschmäckle, wenn Nordhausen eine Mannschaft ins Rennen schickt, die ab September im Grunde genommen nicht mehr bezahlt werden kann. Die spielen in Insolvenz mit Geld vom Staat weiter um den Landespokaltitel. Zumindest sind wir froh, dass wir unser Eintrittsgeld bekommen haben.

Sportliche Verstärkung soll die Verpflichtung von Tobias Becker aus Nordhausen bringen. Wie ist der Verhandlungsstand beim Mittelfeldmann?

Das hängt noch am Spielrecht. Er hat bei uns einen Vertrag unterschrieben. Das Problem ist, das Nordhausen im Gegensatz zu Rot-Weiß Erfurt die Spieler zu einer Ablöse erpresst. Es gibt Personen, die ernsthaft überlegen, gegen die handelnden Personen dort Strafanzeige wegen Nötigung zu stellen. In der Insolvenz besteht nach meiner Auffassung eine Schadensminderungspflicht, auch gegenüber der Staatskasse. Jetzt zwingen sie die Spieler, dort zu bleiben und von Insolvenzgeld zu leben, statt in ein neues Arbeitsverhältnis einzutreten. Das ist aber nicht unsere Baustelle, da können wir keine Energie reinstecken. Das ist Sache der Spieler und ihrer Anwälte.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf? Der ZFC ist Elfter.

Ich bin absolut zufrieden. Was mich zwischendrin geärgert hat, war die Anfälligkeit in der Defensive, auch von Spielern, die das in Vergangenheit schon besser gemacht hatten, und der meiner Meinung nach etwas zu offensive Fußball. Das haben wir als Mannschaft bzw. Heiko Weber und Marco Kämpfe in den letzten Hinrundenspielen verändert und dann auch deutlich besser hinbekommen.

Trainer Heiko Weber hat seinen Abschied am Saisonende verkündet.

Ich komme mit ihm gut klar, wir hatten dann im Sommer wohl fünf gute Jahre. Ich verstehe aber auch, wenn er sich mit 54 noch einmal neuen Herausforderungen stellt. Heiko ist nicht in die Planung für die neue Saison einbezogen, sagt aber: Denkt daran, in der Regionalliga geht es nicht ums schöne Spiel, sondern um die bekannten Männertugenden.

Bis wann wollen sie den neuen Trainer für die kommende Saison präsentieren?

Bis März wollen wir einen neuen Trainer gefunden haben. Im April verlängern wir in der Regel die Verträge mit unseren Spielern und dabei soll der neue Trainer natürlich mitreden und die Spieler Gewissheit haben, mit wem sie in der neuen Saison zusammenarbeiten. Ich bin mit Frank Müller und Holm Pinder so verblieben, dass sie aus den vielen Bewerbungen, die bei uns eingegangen sind, vorerst die fünf geeignetsten Kandidaten raussuchen. Es sollte kein gänzlich unerfahrener Trainer sein und eine Persönlichkeit, die auf alle im Verein zugeht.

Was wünschen Sie sich für die Rückrunde?

Dass wir einen soliden einstelligen Tabellenplatz erreichen. Dass wir regelmäßig zu unseren Heimspielen überzeugen und sich die Zuschauerzahlen dementsprechend auf einem etwas höheren Niveau einpegeln. Dass wir unseren Weg weitergehen. Das wäre für Heiko Weber auch ein schöner Abschied.

Eigentlich sollte der ZFC Meuselwitz am 1. Februar sein erstes Pflichtspiel im neuen Jahr beim SV Lichtenberg 47 bestreiten. Wegen der Unbespielbarkeit des Platzes wurde die Partie kurzfristig abgesagt. Ein Nachholtermin steht derzeit noch nicht fest.