Altenberg. Oberhofer Titelverteidigerin Mariama Jamanka liegt bei der Bob-WM zur Halbzeit nur auf Rang vier. Humphries führt vor Kalicki. Schutzsperre für Nolte nach erneutem Sturz.

Schon nach dem verpatzten ersten Lauf war für Mariama Jamanka das Unternehmen Titelverteidigung bei der Bob-WM in Altenberg beendet. Über eine halbe Sekunde hatte sich Oberhofs Olympiasiegerin auf die führende Favoritin Kaillie Humphries (USA) eingefangen. Nur Platz sieben!

„Ich war wahnsinnig wütend auf mich, weil ich viele Fehler im wichtigen oberen Teil der Bahn gemacht habe“, sagte die 29 Jahre alte Wahlthüringerin zur Halbzeit der Titeljagd im Osterzgebirge. Die Miene der gebürtigen Berlinerin und ihrer Anschieberin Annika Drazek hatte sich da aber schon etwas aufgehellt. Im zweiten Durchgang startete Jamanka wieder gut, fuhr aber viel besser und lag am Ende des Tages mit drittbester Laufzeit auf Rang vier. Ein Zehntelsekunde fehlt aktuell zum Bronzeplatz, den Stephanie Schneider (Oberbärenburg) belegt. Beste deutsche Pilotin ist ein wenig überraschend die Juniorenweltmeisterin Kim Kalicki (22/Wiesbaden), die 0,21 Sekunden hinter Humphries in Lauerstellung liegt.

Jamanka braucht am Samstag (ab 15.30 Uhr/ARD) eine richtige Aufholjagd, um noch eine Medaille zu holen. „Hier kann viel passieren. Ich muss weniger Fehler machen und werde mit dem Team schauen, wie wir den Schlitten noch schneller kriegen“, so die Oberhoferin.

Leider kam auch der Krankenwagen auf der schweren Bahn zum Einsatz. Besonders spektakulär war die „Rumänien-Rolle“ von Andreea Grecu, die danach aber noch selbst aussteigen konnte. Die Italienerinnen legten sich sogar zweimal auf die Seite. Im zweiten Lauf erwischte es mit Laura Nolte auch eine Deutsche. Die Winterberger Jugend-Olympiasiegerin, die den Weltcup in La Plagne sensationell gewonnen hatte, war schon im Training zweimal verunglückt. „Physisch ist alles in Ordnung, aber nicht emotional. Wir nehmen sie jetzt raus“, erklärte Bundestrainer René Spies.

Bei der WM-Eröffnung am 20. Februar 2020, 20.20 Uhr, hatten die sächsischen Lokalmatadoren Francesco Friedrich und Nico Walther vor rund 2000 Fans in Altenberg noch mal richtig Werbung für die Titeljagd gemacht. Während Walther, der 2019 mit dem Thüringer Anschieber Paul Krenz WM-Bronze gewann, mit Verletzungsproblemen im Team kämpfte, will Friedrich Geschichte schreiben. Der 29 Jahre alte Pirnaer könnte den sechsten Zweier-Titel in Folge gewinnen und sich mit neun WM-Titeln vor den Thüringer André Lange (8) als erfolgreichster deutscher Bobpilot schieben. Klappt es nächste Woche gar mit einem Heimsieg im Vierer, hätte er den legendären Eugenio Monti aus Italien (neun Titel zwischen 1957 und 1968) mit zehn WM-Triumphen sogar überflügelt.