Dirk Pille zum Streit um die Teilnahme in Katar und Peking.

Boykott von Sportereignissen hat die Welt niemals besser gemacht. In Gegenteil – er spaltet Sport und Nationen. Deshalb sollten die Sportler 2022 zu den Olympischen Winterspielen nach Peking und zur Fußball-WM nach Katar reisen. Egal, was manche Politiker oder Organisationen fordern.

Wenn Bayern-Boss Rummenigge und die Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk einer Meinung sind, dann sollte man aufhorchen. Beide kennen Katar, wissen wie die Scheichs ticken. Und beide sind sich einig, dass Veränderung in dem Golf-Emirat Zeit braucht. Ein Boykott der WM würde die zarten Reformen im Land zertreten, aktuelle Verbesserungen für die schuftenden Gastarbeiter zunichte machen. Die Profifußballer aus aller Welt können die Reformkräfte mit ihrem Auftreten stärken. Protest wie ihn Real-Star Toni Kroos bei der WM vor Ort fordert, wird nach den Nationalmannschaftsaktionen in den letzten Wochen von der Fifa nicht zu verhindern sein.

In China bei Olympia wird es schwieriger. Das rote Riesenreich lässt sich vom Westen kaum erschüttern. Doch auch dort ist angemessener Protest möglich, wenn das IOC Rückgrat beweist und seinen Athleten Meinungsfreiheit lässt. Die Androhung eines Boykotts könnte sogar hilfreich sein und die Machthaber in Peking zumindest zeitweise – wie bei den Spielen 2008 geschehen – zu Zurückhaltung bei der Verletzung der Menschenrechte bewegen.

Der Verzicht auf die Teilnahme an Sportveranstaltungen hilft im Gegensatz zu Waren-Embargos nicht. Doch die sind teuer, auch für den Boykotteur. Deshalb wird der Sport weiter benutzt, um politische Kämpfe auszutragen. Die Diskussion wird weitergehen.