Axel Eger über die Konsequenz der Dopingjäger.

Die volle Härte. Die fordert das Institut nationaler Anti-Doping-Organisationen bei der Aufarbeitung der Datenmanipulation in den russischen Laboren. Aus für die Olympischen Spiele 2020, keine Teilnahme an den Winterspielen 2022 – Russlands Sport und seine Athleten stehen vor einer historischen Strafe. Am Montag entscheidet die Wada.

Konsequenz in Sachen Doping ist legitim und richtig. Nur wirkt die Konsequenz der Dopingjäger seltsam inkonsequent. Obwohl sie – wie immer, wenn es gegen Russland geht – die größtmögliche aller Keulen auspacken, kriegen die Fußballer nicht mal einen blauen Fleck ab. Die Fußball-Europameisterschaft ist nicht betroffen, beeilt sich die Welt-Doping-Agentur zu sagen. Russland ist qualifiziert,
St. Petersburg Austragungsort. Die EM ist ein kontinentaler Team-Wettbewerb, heißt es, da gelten und greifen diese Strafen nicht.

Ein Satz zum Merken. Für später, für andere Sportarten.

Was bedeutet er? Sind die russischen Fußballer auch gedopt, Bestandteil des Systems, dürfen aber mitmachen, weil’s eine EM ist? Oder sind sie von allen Verdächtigungen frei? Weil sie tatsächlich sauber sind? Oder weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Kein Aufschrei der Jäger. Auch die Uefa äußert sich nicht. Entweder besitzen die Kicker ein bemerkenswertes Immunsystem – oder eine bemerkenswerte Immunität.

Oder gilt nur, was wir schon lange ahnen: Der große Fußball ist kein Sport mehr. Sondern ein Geschäft, das alle Regeln aus den Angeln hebt und so mächtig ist, dass es sich niemandem erklären muss.