Marco Alles über die Rückkehr der Fußball-Bundesliga.

So viel Aufmerksamkeit zog der deutsche Fußball wohl noch nie auf sich. Steht die Bundesliga sonst im Schatten von englischer und spanischer Meisterschaft, rückte sie nun ins weltweite Rampenlicht. Die Neugier am sogenannten Re-Start der ersten bedeutenden Spielklasse nach der Zwangspause war groß; der Ansturm an den TV-Geräten enorm. Sky verbuchte mit mehr als fünf Millionen Zuschauern eine Rekordmarke.

Und der Ligen-Pionier präsentierte sich typisch deutsch: nämlich diszipliniert und gründlich. Keine Fanaufläufe an den Stadien, keine verbalen Entgleisungen auf und an den Trainerbänken. Und auch der Sicherheitsabstand wurde gewahrt – von vereinzelten Torjubel-Annäherungen einmal abgesehen. Die Bundesliga hat gezeigt, wie Profifußball unter den neuen Bedingungen funktionieren kann.

Mehr aber auch nicht. Die klinisch reine Atmosphäre bei den Spielen erinnerte an Experimente in einem Versuchslabor. Konzentriert und pragmatisch wird auf ein Ergebnis hingearbeitet. Emotionen jedoch: Fehlanzeige! Dabei lebt gerade das Revierderby von der Rivalität, von der Interaktion zwischen Kickern und Kurve. Und so wirkte es reichlich surreal, als die siegreichen Dortmunder vor der leeren Südtribüne Aufstellung nahmen und die Welle initiierten.

Eine paar flüssige Kombinationen oder schöne Tore werden die Kritiker aus der aktiven Fanszene gewiss nicht verstummen lassen. Für sie ist Fußball ohne Gesänge, ohne das leidenschaftliche Anfeuern nichts mehr als ein steriles Produkt; reizlos und seelenlos.

Durchaus verständlich. Aber was wäre die Alternative? Auf unbestimmte Zeit gar kein Fußball? Und daraus resultierend vielleicht noch monatelang gar kein Wettkampfsport? Klingt schauerlicher als alle Geisterspiele zusammen.