Dirk Pille über ein Sportgerät bei Olympia 2022 in Peking

Keiner will ihn! Und doch werden die Frauen bei Olympia 2022 in Peking im Monobob um Medaillen fahren. Der Einsatz des als Anfängergerät gedachten Schlittens soll die Frauenquote bei den Bob-Wettbewerben erhöhen, denn das IOC steht in Gender-Fragen immer unter Druck. Doch der 170 Kilo schwere „Eis-Zigarillo“ rutscht aktuell nur in der Bremsspur Richtung China. Einen Winter vor den Spielen ist im Weltcup-Kalender 2020/21 immer noch kein Rennen festgelegt. Der deutsche Verband hat den Monobob-Kader für Peking gerade einfach leer gelassen. Zu viele Dinge sind noch offen.

Die meisten Top-Pilotinnen wie auch Olympiasiegerin Mariama Jamanka lehnen das Experiment ab. Sie hätten lieber einen Teamwettbewerb mit den Männern gehabt. Für den Parabobsport, die olympischen Jugendspiele oder zum Lernen sei das Gerät richtig, aber für sie bleibe Bob eine Teamsportart, so die Oberhoferin. Auch technisch ist der Monobob problematisch. Am Material kann von den Athleten nicht mehr gearbeitet werden. Die Schlitten sind zwar typengleich, die Einheitskufen aber niemals von einheitlicher Qualität. Deshalb werden die Schlitten wie die Pferde beim Modernen Fünfkampf ausgelost und der beste des ersten Durchgangs bekommt dann den Schlitten des 18. – ein lustiges Glücksspiel. Doch Olympia-Gold soll ja nicht Fortunas beste Freundin gewinnen, sondern die beste Pilotin. Die Frage bleibt, ob die Frauen jemals ihre Liebe zum Alleinfahren entwickeln werden.