Steffen Eß zum Druck der Uefa auf die EM-Spielorte.

Die Olympia-Ausrichter in Japan bangen um die Spiele. Und die Chefetage von Europas Fußball-Verband lässt weiter die Muskeln spielen.

Während die besten Athleten nicht wissen, ob sie im Juli und August in Fernost beim weltgrößten Sportspektakel dabei sein dürfen und ausländische Fans draußen bleiben, fordert die Uefa Zuschauer-Garantien der Gastgeberorte ihrer im Juni beginnenden Europameisterschaft. Welch Ironie.

Gemessen an der Lage in Europa mit den vielerorts stark steigenden Infektionszahlen wirkt das Ganze wie der abgehobene Versuch, ohne Rücksicht die eigenen Interessen durchzusetzen.

Und der Druck wirkt. Anfang der Woche gab Italiens Regierung nach, sicherte für die vier Spiele in Rom eine Mindestauslastung von einem Viertel der Kapazität zu und empfing dafür den Ceferinschen Segen als Austragungsort. Dabei stöhnt das Land ebenso unter der Corona-Last wie Deutschland. Die Inzidenz liegt gerade sogar höher als hierzulande.

Ob die vier für München geplanten Spiele dort stattfinden, bleibt offen. Der Sportausschuss des Stadtrates billigte der Uefa maximal die Aussicht auf ein zu einem Fünftel besetztes Stadion zu, sofern es die Lage zulässt. Er zieht aber in einem weiteren Szenario genauso Geisterspiele in Betracht. So wackelt die Stadt als Gastgeber wie Bilbao und Dublin. Am Montag tagt der Verband und will entscheiden.

Manches ist bei allem Verständnis schwer zu fassen: Das Land steht auf der Notbremse, vor einer Verschärfung des Lockdowns. Und in München soll nach Uefa-Willen ein Freibrief für Stadionbesuche ausgestellt werden. Der Fußball lebt in einer anderen Welt.