Dirk Pille über die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig.

Musste das sein? Diese Meisterschaften ohne Atmosphäre. Die, die da waren, sagen ja.

Es war ein Wettkampf. Es gab Medaillen. Wenngleich auch nur desinfiziert von einem Tisch – ohne Ehrung. Manchmal war es sogar spannend. Die Leistungen – nur selten top und vergleichbar mit früheren Jahren. Irgendwie aber logisch, denn außer im sportlichen Osten war Training wegen starrer Behörden im Frühjahr nur eingeschränkt möglich. Hinzu kommt die fehlende Motivation in einem Jahr, in dem die deutschen Meisterschaften Höhepunkt der Saison sein sollten.

Und doch war es richtig, diese Geisterspiele in Braunschweig zu veranstalten. Die Leichtathletik konnte sich im frei empfangbaren Fernsehen präsentieren. Der Verband entging einem hohen sechsstelligen Schaden, weil die Sponsoren ohne TV-Präsenz nicht gezahlt hätten. So bleiben Bundestrainer im Amt, Trainingslager nach Corona können weiter stattfinden. Allein aus diesem Grund war der Aufwand gerechtfertigt.

Die Handvoll Asse, die nicht nach Braunschweig gekommen waren, darunter Jenas Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler, kassierten vor Ort Kritik. Meistens leise. Sie hätten hier etwas für ihre Sportart tun können, hieß es. Dass beispielsweise Sprint-Sternchen Gina Lückenkemper bei einem Meeting in Finnland antrat, sorgte für Kopfschütteln.

Im nächsten Jahr darf Braunschweig die deutschen Meisterschaften noch einmal ausrichten. Als Qualifikation für die Olympischen Spiele mit allen Assen. Hoffentlich wieder mit Zuschauern. Eine Wiederholung des stillen Spuks im Eintracht-Stadion möchte sich keiner vorstellen.