Jena. Die Sprinter Schulte und Erewa überragen beim 23. Sparkassenmeeting in Jena. Die Lokalmatadoren glänzen in den Sprungdisziplinen.

Robin Erewa (27) von TV Wattenscheid und Marvin Schulte (20) vom SC DHfK Leipzig haben beim 23. Sparkassenmeeting in Jena die herausragenden Leistungen erzielt. Ere­wa stellte über 200 Meter mit 20,48 Sekunden eine neue deutsche Jahresbestleistung auf. Im ersten Moment wirkte Erewa etwas enttäuscht. „Die WM-Norm steht bei 20,40. Daran denkt man zuerst, wenn man die Zeit hört. Da hat heute nicht viel gefehlt. Aber jetzt, mit etwas Abstand zum Rennen, muss ich einfach zufrieden sein“, so Erewa.

Sein Heimtrainer Andre Ernst führte nach dem Lauf gleich die erste Analyse durch. „Du hattest wieder Probleme mit der Hüfte“, sagte er zu seinem Athleten. Ere­wa klärte wenig später auf, was sein Coach meinte. „Ausgangs der Kurve hatte ich nicht die beste Hüft-Haltung.“ In den kommenden zwei Wochen wird Ere­wa in Budapest und Genf bei internationalen Meetings laufen. Wie es danach mit ihm weitergeht, ließ er offen.

„Die Saison ist halt unheimlich lang durch die späte WM. Wir wissen noch nicht, ob wir dann eine kurze Pause einlegen oder nicht. Es ist sicher auch abhängig, wie früh ich die WM-Norm laufen kann.“

Das Stadion in Jena ist für Ere­wa ein gutes Pflaster. „In der Jugend hatte ich mir immer große Duelle geliefert mit den schnellen Leuten aus Jena, mit Roy Schmidt und Robert Hering. Das ist schon toll, wenn ich heute wieder da sein kann. Dass ich dann auch noch gewonnen habe, ist umso schöner.“

Der Überflieger des Tages war der erst 20 Jahre alte Marvin Schulte, der die 100 Meter in 10,24 Sekunden gewann und dabei den schnellsten Deutschen, den Erfurter Julian Reus (31), hinter sich ließ. „Ich bin total happy. Letzte Woche bin ich in Weinheim eine 10,29 gelaufen. Und heute konnte ich mich schon wieder steigern auf 10,24. Ich kann nur allen Danke sagen, vor allem dem Trainer-Team. Die machen einen guten Job in Leipzig. Eigentlich war mein Ziel für diese Saison eine Zeit unter 10,30. Und jetzt stehe ich schon bei 10,24“, sagte Schulte.

Er will seinen Fokus auf die anstehenden nationalen und internationalen U-23-Wettkämpfe legen. „Über mehr denke ich nicht nach. Das lasse ich einfach auf mich zukommen. Ich genieße den Moment. Ich fühle mich sehr wohl in Leipzig.“

Auch Schulte hatte gute Erinnerungen an die Jenaer Bahn mit dem blauen Belag. „Das war 2015, da war ich als 16-Jährige schon hier und bin schon damals sehr gut gelaufen.“

Den 200-Meter-Wettbewerb verfolgte Schulte als Zuschauer. Um ein Haar hätte es einen Leipziger Doppelsieg gegeben. Schultes Teamkollege Felix Straub (21) hatte den zweiten von fünf Zeitendläufen gewonnen und mit 20,79 Sekunden zwischenzeitlich die Führung übernommen. Am Ende reichte es für Straub zu Rang zwei vor dem Erfurter Reus, der den dritten Zeit-Endlauf in 20,86 Sekunden gewann.

Neben diesen zwei Siegerzeiten auf der Laufbahn glänzten zwei einheimische Sportler vom gastgebenden Leichtathletik Club Jena in den Sprungdisziplinen. Kevin Brucha (16) erfüllte mit seinem Satz über 7,30 Meter die Norm für das Europäische Olympische Jugendfestival in Baku (Aserbaidschan).

Brucha atmete tief durch, als nach seinem ersten Satz über 7,01 Meter die Bestätigung kam: bei regulärem Wind. In den beiden Wochen zuvor gewann Brucha schon in Dresden und in Berlin, jeweils mit Weiten über sieben Meter, aber beide Male bei zu viel Windunterstützung.

Brucha hatte seinen Wettbewerb kaum beendet, da durfte sein Teamkollege, der Dreispringer Max-Ole Klobasa, an die Anlage. Und Klobasa, der vor wenigen Tagen 18 Jahre alt geworden ist, dominierte die Konkurrenz.

Mit 15,13 Meter verbesserte er seine eigene deutsche Jahresbestleistung um zwölf Zentimeter. Die Sprint-Entscheidungen über 100 und 200 Meter wurden jeweils auf die Stadion-Gegengerade verlegt. Damit reagierten die Mitorganisatoren um Wettkampfleiter Wolfgang Schmöller auf die nicht ganz einfachen Windbedingungen, die am Wettkampftag herrschten.

„Wir haben heute wieder gesehen, wie schnell unsere Bahn ist, auch wenn man ihr schon an einigen Stellen ansieht, dass sie einige Jahre auf dem Buckel hat“, sagte Schmöller.

„Ich werde noch schneller laufen“ – Interview mit Julian Reus

Nach dem Endlauf über 100 Meter beim 23. Sparkassenmeeting im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld sprachen wir mit dem Erfurter Sprinter Julian Reus.

10,30 Sekunden – sind Sie mit der Zeit zufrieden?

Es ist sicherlich nicht die Zeit, die man von mir aus den letzten fünf, sechs Jahren gewohnt ist. Das stimmt. Dafür gibt es aber auch Ursachen.

Sie sprechen auf ihre letzten ein, zwei Jahre an!

Richtig. Ich hatte die letzten eineinhalb Jahre körperliche Probleme. Die haben mich immer wieder zurückgeworfen.

Wie sieht es aktuell aus?

Ich bin in einem guten Zustand. Und ich bin überzeugt, dass ich in den nächsten Wochen noch schneller laufen werde.

Viel wurde und wird über die Jenaer Bahn gesprochen. Wie ist ihre Meinung?

Sie ist top. Wenn man hier ein wenig Rückenwind mitbekommt, der im regulären Bereich ist, kann man richtig schnelle Zeiten laufen.