Mühlhausen. Tischtennis-Bundesligist Post Mühlhausen gelingt Coup im Nachholespiel gegen den Tabellenzweiten Ochsenhausen.

Über drei Stunden wollte sich das Pendel nicht entscheiden, in welche Richtung der Ausschlag erfolgen soll. Kurz nach 22.15 Uhr tendierte es schließlich in Richtung Post Mühlhausen. Mit dem knappsten aller Resultate rangen die Thüringer im Nachholespiel der Tischtennis-Bundesliga den Tabellenzweiten Ochsenhausen nieder und feierten so einen starken Start in die Marathonwoche.

Als Lubomir Jancarik/Ovidiu Ionescu ihren ersten Matchball zum 3:2-Sieg über Hugo Calderano/ Samuel Kulczycki verwandelten, glich die leere Halle am Kristanplatz einem einzigen Taumel. Im Stile Shakespearscher Dichtung lagen Freude und Enttäuschung dicht beieinander. In diesem Fall endete das Aufeinandertreffen für die Thüringer aber nicht in einer Tragödie, sondern mit positiven Gefühlen und neu gewonnenem Selbstbewusstsein.

Über die gesamte Spielzeit betrachte, war der Post-Sieg sogar verdient. Denn die Gäste, am Sonntag schon wieder Gastgeber für das Rückspiel, wussten ihren Favoritenstatus nicht wirklich zu nutzen und wurden von leidenschaftlich aufspielenden Gastgebern überrascht.

Den Auftakt zum Coup machte Kapitän Daniel Habesohn, der auf Kanak Jha traf. Wollte Mühlhausen überhaupt eine Chance zum Sieg haben, musste dieser Punkt kommen. Posts Österreicher nahm sich der Verantwortung an und hielt den jungen US-Amerikaner beim 3:0 deutlich in Schach. Bis auf den dritten Durchgang, den er in der Verlängerung für sich entschied, gefiel nach einem 3:7 zu Beginn mit immer größerer Sicherheit und stellte so das 1:0 her.

Getoppt wurde dies durch die wohl denkwürdigste Partie des Ovidiu Ionescu im Post-Trikot. Der Rumäne, endlich wieder von den Rückenschmerzen geheilt, sah sich dem Duell mit Simon Gauzy ausgesetzt. Ochsenhausens Franzose betrat mit einer 15:3-Bilanz den Kristanplatz und schien die in ihn gesetzten Erwartungen zunächst zu bestätigen. Mit 11:4, 11:6 und 7:3 war er auf dem besten Weg zum Ausgleich. Doch zu seinem Leidwesen traf ihn in der Folge eine Shakespearsche Tragödie. Gauzy leistete sich einen Aufschlagfehler, und auf einmal kippte die ganze Partie. Ionescu klaute nicht nur den Satz mit 11:8, sondern spielte sich in einen Rausch und holte auch die nächsten Sätze deutlich heim (11:2, 11:6).

Mit dem 2:0 im Rücken besaß Steffen Mengel die Möglichkeit zum schnellen Gesamtsieg. Allerdings war die Hürde mit dem überraschend an Position drei aufgestellten Brasilianer Hugo Calderano entsprechend hoch. Die Nummer sechs der Welt war dann auch eine Nummer zu groß und setzte sich mit 3:0 (10, 8, 7) durch. „Matchball Nummer zwei“ hatte folglich Habesohn auf dem Schläger. Im Duell der Einser entwickelte sich die Begegnung mit Gauzy zum Krimi. Der Franzose legte in den Sätzen vor, Habesohn glich zum 2:2 aus und war beim 9:6 im fünften Durchgang dem Erfolg ganz nah. Ein beim Stand von 9:7 verschossener „Riese“ brachte das Spiel aber zum Kippen. Gauzy zeigte sich nervenstark und holte durch das 11:9 den zweiten Punkt für die Gäste.

Somit ging es ins Doppel, in der die Postler dank ihrer eingespielten Kombination bevorteilt waren. Den Status schienen Jancarik/Ionescu mit einer 2:0-Führung zu untermauern. Doch Kulczycki und Calderano, durch die überraschende Aufstellung zusammengewürfelt, gaben nicht klein bei. Als der Brasilianer unglaubliche Vorhände auspackte und heiß lief, schien die Partie beim 2:2 eine Wende zu nehmen. Im finalen Satz blieben die Mühlhäuser aber ruhig und abgeklärt. Sie erspielten sich ein 7:1, von dem sie in der Folge profitierten. Als der elfte Punkt fiel, hatten sie die Überraschung geschafft.

Große Zeit zur Regeneration bleibt derweil nicht. Bereits am Freitagabend stellt sich der TTC Neu-Ulm am Kristanplatz vor. Start ist wiederholt 19 Uhr.