Sevilla. Einer wie Emil Forsberg tut den Schweden gerade jetzt gut. Besonnen, beruhigend, aber auch fest entschlossen. Der Profi von RB Leipzig weiß genau, was er mit Schweden bei der EM erreichen will. Die titellose Saison stachelt ihn auch noch mal an.

Im Sommer 2015 wechselte Emil Forsberg vom schwedischen Meister Malmö FF in die Zweite Liga nach Deutschland. Sein aktueller Vertrag bei RB Leipzig gilt bis Ende Juni 2025.

Forsberg ist schon so etwas wie eine Institution beim Vizemeister. Und in der Nationalmannschaft erst recht nach dem verpassten Comeback von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Ein bisschen was vom 39 Jahre alten Exzentriker bringt der zehn Jahre jüngere Forsberg auch mit. Unter anderem darüber sprach der Offensivspieler mit dem Prädikat für geniale Momente in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Sind Sie jemand, der gerne Verantwortung übernimmt?

Emil Forsberg: Generell bin ich ein ziemlich ruhiger Mensch. Aber grundsätzlich versuche ich natürlich vornewegzugehen und Verantwortung zu übernehmen, wenn es gefragt ist.

Wie sieht das konkret aus?

Forsberg: Es kommt immer darauf an, um was es geht. Aber auf dem Platz versuche ich einfach, meinen Fußball zu spielen und den Jungs zu helfen. Ihnen ein wenig die Last von den Schultern, den Druck zu nehmen und dass sie einfach auch Spaß haben. Es geht zudem darum, den Jungs neben dem Platz zu helfen und sie zu unterstützen.

Es heißt, dass in Schweden eher flache Hierarchien bevorzugt werden. Also keiner, der herausragt. Hat Sie das auch geprägt?

Forsberg: Ich bin jedenfalls kein Typ, der stark aus sich herausgeht und laut ist.

Glauben Sie, dass es dennoch wichtig ist, dass eine Mannschaft Führungsspieler und erkennbare Hierarchien hat?

Forsberg: Ich glaube schon, dass es wichtig ist, Spieler zu haben, die Verantwortung übernehmen, die Erfahrung haben und eben den Druck von einer Mannschaft nehmen können.

Sie sind nach dem EM-Aus von Zlatan Ibrahimovic sicher einer der Stars, wenn nicht sogar der Star der schwedischen Mannschaft. Wie ist es denn für Sie, wenn bei dem Turnier die Hymne erklingt und Sie wissen, wenn es gleich losgeht, kommt es auf mich ganz besonders an?

Forsberg: Das ist eigentlich kein Problem. Damit musst du umgehen. Und du bist ja auch nur in der Situation, weil du ein guter Fußballer bist. Ich habe meine Spielweise, meine Art Fußball zu spielen. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben und alles rauszuhauen, um meinen Mitspielern und natürlich auch den Gegnern zu zeigen: Der will unbedingt gewinnen. So kann man sie auch mitreißen, ohne laut zu sein.

Wie schwierig ist es denn mal an dem Tag, an dem Sie vielleicht auch früh in einem Spiel merken: Das ist nicht unbedingt mein Tag?

Forsberg: Das kann passieren. Keiner hat immer einen perfekten Tag. Aber dann kommt es eben auf die Mentalität, auf die Leidenschaft an. Dann geht es darum zu zeigen, dass ich kämpfe und zeige, dass ich trotzdem unbedingt gewinnen und die anderen mitziehen will.

Woher kommt diese Mentalität bei Ihnen?

Forsberg: Das entwickelt sich in einer Karriere. Man lernt es von Trainern, man schaut es sich bei Vorbildern ab. Und man muss einfach immer an sich selbst glauben. Wissen, welche Qualitäten man hat. Manchmal reicht ja ein genialer Moment und man kann ein Spiel entscheiden. Du spielst 50 Minuten nicht gut, bist unauffällig und dann haust du den Ball rein oder bereitest das entscheidende Tor vor. Es wird immer Spiele geben, in denen es nicht perfekt läuft, aber solange du mental stark bist und weißt „ich kann es immer noch entscheiden“ - solange hilfst du auch deiner Mannschaft.

Sie haben in einem Interview mal ihr Idol Ibrahimovic sehr gelobt und betont, dass er ein toller Mensch sei. Was macht ihn denn aus?

Forsberg: Ich habe viel von ihm gelernt, auch im Training. Wie er denkt, wie er spielt und wie er Fußball sieht. Man kann nicht alles kopieren oder übernehmen, aber man schaut auf die Dinge, die einen weiterbringen können. Und Zlatan ist eben auch neben dem Platz ein super Mensch, ich habe nie ein Problem mit ihm gehabt. Er ist ein Gewinner-Typ.

Wie sehr trifft es Schweden, dass er bei der EM doch nicht dabei sein kann?

Forsberg: Das war und ist ein sehr harter Schlag für uns. Ganz Schweden hatte sich über sein Comeback gefreut. Wir müssen aber damit umgehen. Wir haben es ja auch ohne ihn schon sehr gut gemacht und werden genau das nun auch wieder versuchen.

Wie sehr hat die letztlich titellose Saison vor allem mit dem verlorenen Pokalfinale mit RB Leipzig die Gier auf eine erfolgreiche EM nochmal gesteigert?

Forsberg: Schon sehr. Wir wollten den DFB-Pokal unbedingt holen. Die Enttäuschung war verständlicherweise groß. Aber so ist Fußball, so ist das Leben. Es muss weitergehen und jetzt will ich etwas Großes mit Schweden erreichen.

Das heißt?

Forsberg: Wir wollen natürlich weiterkommen in der Gruppe, das ist eines unserer Ziele. Und dann müssen wir schauen. In der K.o.-Phase kann alles passieren.

Schweden trifft zum Auftakt auf den zweimaligen Europameister und ehemaligen Weltmeister Spanien - in Spanien. Ist es direkt ein Nachteil?

Forsberg: Ich weiß nicht, wir müssen schlichtweg damit umgehen. Es wird auf jeden Fall sehr heiß. Wir haben beim letzten Aufeinandertreffen 1:1 gegen Spanien gespielt und ich hoffe, dass wir das auch wieder erreichen. Wir sind natürlich keine Favoriten, aber ich hoffe, dass wir sie ärgern können.

Es werden Spiele vor Zuschauern sein, gibt das auch noch mal Kraft und Motivation und steigert die Vorfreude?

Forsberg: Auf jeden Fall. Ich glaube, es tut uns allen gut, wieder vor Zuschauern spielen zu dürfen. Das bringt noch mehr Feuer rein.

ZUR PERSON: Emil Forsberg ist 29 Jahre alt. Nach vier Jahren für GIF Sundsvall wechselte er im Januar 2013 nach Malmö. Zwei Jahre später zog es Forsberg nach Leipzig. Er ist verheiratet mit einer ehemaligen schwedischen Junioren-Nationalspielerin.