Brotterode. Der Vorzeige-Skispringer der 1960er-Jahre, wird am Dienstag (7. Juli) 80. Der Sport in Ruhla und Brotterode liegt ihm noch immer am Herzen.

Eine große Feier wird es in Brotterode heute nicht geben. Gesundheitlich geht es dem Mann, der nicht nur wegen des Holmenkollensieges deutsche Skisprung-Geschichte geschrieben hat, nicht gut. „Ausgeschlossen ist es aber nicht, dass etwa Jochen Danneberg oder Dietmar Aschenbach als Gratulanten vorbeikommen“, sagt Dieter Neuendorf. Das Brotteröder Springer-Duo gehörte einst zu seinen Schützlingen.

Neuendorf, in Springerkreisen auch als der „Höfer“ bekannt, lag seit April zuerst im Krankenhaus in Bad Salzungen, danach folgte bis Anfang der vergangenen Woche eine Reha in Bad Liebenstein. „Bei mir wurde Herz- und Nieren-Insuffizienz festgestellt“, ließ der gebürtige Ruhlaer keine Zweifel an seinem Gesundheitszustand aufkommen.

WM-Silber am Holmenkollen

Dieter Neuendorf war es, der 1966 am Holmenkollen mit WM-Silber die seit 1962 nach Helmut Recknagels Titelgewinn anhaltende WM- und Olympia-Medaillen-Flaute der DDR-Skispringer beendete. In den 1960er-Jahren feierte er weitere große Erfolge. Dazu gehörte 1965 der Holmenkollen-Sieg, „der nicht nur wegen der Siegerehrung durch den norwegischen König oder – wie bei mir – den Thronfolger immer etwas ganz Besonderes ist“, meint Neuendorf. Dazu trägt auch der Ort der Siegerehrung im Osloer Rathaussaal bei, wo alljährlich im Dezember die Friedens-Nobelpreise verliehen werden.

Nach Platz fünf auf der Normalschanze bei den Olympischen Spielen 1964 stellte er gemeinsam mit Trainer Werner Lesser seinen Sprungstil um. Arme nach hinten, statt wie bis dahin nach vorn – so flog er seitdem über die Schanzen. Das brachte Erfolg. In der Saison 1965/66 wurde er Zweiter der Vierschanzentournee, nur um wenige Pünktchen bezwungen vom Norweger Björn Wirkola. Die folgenden Tourneen beendete er 1967 und 1968 jeweils als Gesamt-Dritter.

„1966 habe ich mich selbst um den Sieg gebracht. Wegen des damals noch sehr komplizierten Anlaufs der Naturschanze in Bischofshofen zum Tournee-Abschluss bin ich aus Sicherheitsgründen ein paar Schritte tiefer angefahren. Das kostete den Sieg. Pech gehabt“, bewertet er das heute. 1966 wurde er auch Dritter der Skiflugwoche in Planica.

Nachwuchstrainer nach Laufbahnende

Nach dem Ende seiner Laufbahn arbeitete Neuendorf als Nachwuchstrainer beim ASK Oberhof, ehe er von 1972 bis 1977 als Verbandstrainer für die DDR-Nationalmannschaft verantwortlich zeichnete. In diese Zeit fallen Olympiabronze durch Rainer Schmidt 1972 in Sapporo, WM-Doppelgold durch Hans-Georg Aschenbach 1974 und Aschenbachs Olympiasieg 1976 vor seinem Oberhofer Vereinskollegen Jochen Danneberg.

Zum nordischen Skisport gefunden hatte Dieter Neuendorf durch seine Eltern, die begeisterte Skisportler waren. Er begann als Langläufer in Ruhla, wurde 1957 Dritter der DDR-Juniorenmeisterschaften in der Nordischen Kombination, ehe er nach dem Abitur zu den Skispringern des ASK wechselte, die in Brotterode heimisch waren.

Seitdem verfolgt Dieter Neuendorf die Entwicklung des Brotteröder Skispringens, aber auch den Skisport in Ruhla. Für den heutigen WSC 07 Ruhla war er der erste WM-Medaillengewinner. Ihm folgten 2001 Marko Baacke als Kombinierer-Weltmeister und im Vorjahr Skispringerin Juliane Seyfarth als zweimalige Weltmeisterin.