Nordhausen. Die Vereine plädieren u.a. für einen flexiblen Spielplan. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband bittet die Politik, mit dem Training ab dem 23. November starten zu dürfen.

Wacker-Trainer Philipp Seeland war einer der wenigen Vereinsvertreter, die bei der Videokonferenz der nordostdeutschen Oberligisten am Mittwochabend zu Wort gebeten wurden. „Es waren ja 50 Teilnehmer im Chat. Da konnte nicht jeder seine Stellungnahme abgeben. Aber letztendlich waren wir uns alle soweit einig, am Hauptziel zu arbeiten, die Saison trotz Corona zunächst einmal mit der Hin- und danach auch mit der Rückrunde zu beenden“, sagte Seeland. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

In einem ersten Beschluss will der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) die Innenminister der Länder bitten, den Vereinen bereits ab 23. November wieder das Training zu ermöglichen. Zu diesem Zeitpunkt möchte die Regionalliga übrigens schon wieder um Punkte spielen, so der Wunsch des Verbandes. In der Oberliga könnte bei einem positiven Votum der Politik die Saison dann zwei Wochen später (5./6. Dezember) fortgesetzt und noch drei Mal bis Weihnachten gekickt werden. „Der Fußball, der zunächst auch von der Politik rasiert wurde, war ein Musterbeispiel, wie man unter Hygieneauflagen trotzdem sicher spielen kann“, so der Nordhäuser Coach.

Vierzehn Tage Trainingsvorlauf hält Seeland in der fünften Liga unbedingt für notwendig, um keine Verletzungen zu riskieren. Damit ist er sich mit seinen Kollegen auch aus den fünf anderen Thüringer Oberliga-Vereinen FC Rot-Weiß Erfurt, FSV Martinroda, Einheit Rudolstadt, FC An der Fahner Höhe und FC Carl Zeiss Jena II einig.

Seeland könnte sich zudem vorstellen, die Winterpause zu verkürzen. „Man könnte statt am 31. schon am 9. Januar beginnen“, meint er und erhält Unterstützung von den Thüringer Kollegen wie Rudolstadts Holger Jähnisch, dem mit neun Jahren bei Einheit dienstältesten Trainer der Oberliga. „Wir sind bereit für Flexibilität beim Spielplan“, so Rudolstadts Pressesprecher Hartmut Gerlach.

RWE-Investor Gerber: Spiele ohne Zuschauer existenzbedrohend

Auch die Idee, den Spielplan nach hinten rutschen zu lassen, damit erst einmal die Hinrunde durchgezogen werden kann, halten Seeland, Jähnisch und seine Kollegen in Erfurt, Jena, Martinroda oder bei Fahner Höhe für eine gute Sache. Man müsse jetzt Solidarität untereinander üben, findet Dirk Keller, Sportlicher Leiter beim FSV Martinroda. Einzig das Wetter im Winter fände bisher keine richtige Beachtung, so Keller. „Das wird vom NOFV maßlos unterschätzt. Bei uns in Südthüringen gibt es öfter Schnee. Auch der Kunstrasen ist schon mal vereist“, so Keller, der Mittwochspiele als „unrealistisch“ ablehnt. „Die Spieler kommen aus unterschiedlichen Orten, müssten schon gegen 16 Uhr von der Arbeit weg. Das wird nichts“, meint Keller. Seeland hält höchstens Spiele in der Nähe am Mittwochabend für machbar. „Ein Derby gegen Erfurt ja, aber keine Reise nach Krieschow.“

Schmerzlichster Punkt für die Vereine ist aber die Zuschauerfrage. „Ohne Fans zu spielen, ist in dieser Liga für die Vereine existenzbedrohend“, sagt Erfurts Investor Franz Gerber. „Bei uns ist es bis zu 2000 Zuschauern durch die Kosten schon ein Nullsummenspiel“, so Gerber. Aber auch die reinen Amateure in der Oberliga trifft es hart. „Wir brauchen die Einnahmen ebenso dringend. Schon um die Schiedsrichter zu bezahlen“, sagt Keller. Doch am Ende würden sie alle auch ohne Fans und bei fast jedem Wetter spielen. Wenn es denn nur bald wieder möglich wäre.

Das könnte Sie auch interessieren: