Erfurt. Thüringens Leichtathletik-Präsident Heinz-Wolfgang Lahmann über den Weg aus der Krise.

Ein halbes Jahrzehnt führt Heinz-Wolfgang Lahmann nun den Thüringer Leichtathletik-Verband (TLV). Dabei steuerte der Struth-Helmershofer, der für eine Forschungseinrichtung für Messtechnik in Schmalkalden arbeitet, die Sportart nach Jahren der Krise in ruhigere Gewässer. Im Olympia-Jahr 2020 hofft Lahmann auf einen weiteren Sprung nach vorn.

Wie kamen Sie ins Amt?

Als Ako Boger 2014 bei den deutschen Meisterschaften in Ulm plötzlich zurücktrat, hat mich damals die Ehrenpräsidentin Gudrun Löffler weichgekocht. 2015 wurde ich dann ordentlich gewählt.

In Ihrer Amtszeit gab es keine spürbaren Turbulenzen mehr. Wie haben Sie das gemacht?

Viel Arbeit – und ich versuche, immer integrativ zu wirken.

Damals war der Thüringer Verband fast pleite – und jetzt?

Wir stehen finanziell wieder auf sicheren Beinen. Damals fehlte eine akzeptable Regionalkonzeption, um weitere Förderung zu erhalten. Wir haben die Konzeption damals so bearbeitet, dass sie durchging.

Was waren die persönlichen Höhepunkte Ihrer Amtszeit?

Der Olympiasieg von Speerwerfer Thomas Röhler bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016. Es ist immer toll, wenn solch ein Erfolg in die eigene Amtszeit fällt. Natürlich auch die deutschen Meisterschaften in Erfurt 2017. Dort zeigte unser Team wieder, wie gut wir solche Großereignisse organisieren können. Am Wichtigsten war aber in den letzten Jahren, dass wir die Zahl der Trainer, die mit unseren Athleten arbeiten, wieder erhöhen konnten. Auch klappt die Zusammenarbeit zwischen den alten Rivalen Erfurt und Jena immer besser.

Worüber haben Sie sich am meisten geärgert?

Über die immer höher ausfallenden Gebühren für unsere Veranstaltungen, wie in der Leichtathletikhalle in Erfurt. Ich hoffe, das Thüringer Sportfördergesetz, das die kostenlose Nutzung von Sportstätten vorsieht, greift nun auch schnell.

Der TLV hat im vergangenen Herbst seine Führung neu strukturiert. Wie sieht das neue Präsidium aus?

Wir haben uns verschlankt und jetzt ein geschäftsführendes Präsidium mit mir und den drei Vizepräsidenten Jens Panse, Frank Jacoby und Ilona Thrän für die Finanzen. Dazu kommen sieben Kommissionen. Sprinter Julian Reus ist beispielsweise der neue Vorsitzende für den Leistungssport. Das ist doch toll, dass sich ein Aktiver, der sich gerade für Olympia qualifizieren will, so für den Verband engagiert.

Welche Chancen haben die Thüringer auf ein Tokio-Ticket?

Ich hoffe natürlich, dass es bei Thomas Röhler besser läuft als im Vorjahr. Doch ich glaube, er und sein Trainer Harro Schwuchow haben die richtigen Schlüsse gezogen. Bei der Konkurrenz wird schon die Qualifikation nicht einfach. Bei den Sprintern verfügen wir mit Julian Reus über einen erfahrenen Mann. Auch Julian Wagner hat eine Mini-Chance auf einen Staffelplatz. Luis Brandner muss nach seiner Verletzung noch auf die Hallensaison verzichten. Mit Tiffany Eidner besitzen wir eine Sprinterin mit Ambitionen. Tokio-Chancen haben unsere Geher Karl Junghannß und Jonathan Hilbert sowie die Hindernisläufer Martin Grau und Tim Stegemann. Auch Sebastian Keiner würde ich über 1500 Meter nie abschreiben.

Am Wochenende finden die Thüringer Hallenmeisterschaften in Erfurt statt. Was erwarten Sie dort von ihren Sportlern?

Große Felder und viele Normen für die Meisterschaften – vor allem von unseren vielen hoffnungsvollen Nachwuchsathleten.

Auf welche Meetings dürfen sich die Fans in diesem Jahr freuen?

Nach der Titeljagd steigt das Erfurt-Indoor am 2. Februar. Erfurt richtet außerdem die deutschen Seniorenmeisterschaften vom 28. Februar bis 1. März aus. An der frischen Luft findet am 9. Mai das Meeting in Jena statt. Am 23. Mai ist ein Meeting in Erfurt geplant. In Bad Köstritz wird am 21. und 22. August geworfen. Leider findet das Zeulenroda-Meeting vorerst nicht mehr statt.

Wie sieht die Zukunft für Thüringens Leichtathletik aus?

Unser Bundesstützpunkt ist vom DLV nur bis 2020 gesichert. Wir werden also kämpfen und gute Leistungen bringen müssen.