Mühlhausen. Der Tischtennis-Erstligist zeigte in Europa wieder eine starke Leistung und scheiterte erste am 1. FC Saarbrücken.

Auch der zweite Teil des Saisonfazits 2019/20 fällt für den Post SV Mühlhausen positiv aus. Neben Platz fünf als bestes Resultat seit dem Aufstieg 2013 in der Tischtennis-Bundesliga steht das erneute Erreichen des Viertelfinales in der Champions League. Nach der Gruppenphase war unter den besten acht Teams der 1. FC Saarbrücken in Hin- und Rückspiel zu stark. „Ich bin zufrieden mit unserem Abscheiden, im zweiten Jahr in der Champions League das zweite Mal im Viertelfinale", erklärt Präsident Thomas Baier. Trainer Erik Schreyer ergänzt: „Ziel war es trotz der starken Konkurrenz, nach der Winterpause auf der europäischen Bühne vertreten zu sein. Entweder als Gruppenzweiter im Viertelfinale der Champions League oder als Dritter im European Cup."

Gleich das erste Spiel war für den Post SV eine Premiere: Erstmals in der fast 70-jährigen Vereinsgeschichte reiste man nach Spanien. Im Norden der Iberischen Halbinsel traf man in Irun auf Leka Enea. Die Basken hatten bereits im Hinspiel mit personellen Sorgen zu kämpfen. Beim 3:0 gewährte das Team den Gastgebern nur einen Satzgewinn. Beim gleichen Endergebnis in Mühlhausen verbuchten die Spanier immerhin drei Satzgewinne.

Ähnliche Kräfteverhältnisse herrschten auch zwischen Post und Orenburg – allerdings zugunsten des russischen Spitzenclubs. Schon im Hinspiel wollte der fünffache Champion nichts dem Zufall überlassen. Mit Deutschlands Superstar Dimitrij Ovtcharov, dem Portugiesen Marcos Freitas und dem Doppel-Weltmeister von 2013, Chuang Chih-Yuan aus Taiwan, zeigte man den tapferen Postlern die Grenzen auf: 0:3 und 2:9-Sätze aus Sicht der Müntzerstädter. Dabei erlaubten sich die Osteuropäer den Luxus, die Legende Vladimir Samsonov auf der Bank sitzen zu lassen.

Sportlich gesehen lief das Rückspiel noch schlimmer ab. Daniel Habesohn trat die Reise krankheitsbedingt nicht an, Steffen Mengel saß mit Rückenproblemen nur auf der Bank, Ovidiu Ionescu gegen den nun eingesetzten Samsonov und Lubomir Jancarik gegen Freitas blieben blass. Erst Spielertrainer Schreyer sorgte für Belebung, begeisterte in einer sehenswerten Partie gegen das Talent Denis Iwonin das verwöhnte Publikum. Am 0:3 änderte es nichts. Doch nicht die heftige Niederlage wird vordringlich in der Erinnerung der Thüringer Delegation bleiben: „Wir haben viel Herzlichkeit erfahren, unvergessliche Eindrücke gewonnen. Zwischen beiden Vereinen hat sich über die beiden Jahre in der Champions League eine Freundschaft entwickelt“, bemerkt Baier.

Um den zweiten Platz hinter den Orenburgern lieferten sich die Postler und der VS Angers TT zwei intensive Duelle. In Frankreich erwischten die Schreyer-Männer einen rabenschwarzen Tag. Nur Habesohn erreichte seine Form und eroberte beim 1:3 wenigstens den Ehrenpunkt. Dennoch stand für das Rückspiel eine Hypothek – eine zu hohe. Nach heroischem Kampf behaupteten sich die Mühlhäuser zwar mit 3:2, doch der fürs Weiterkommen entscheidende direkte Vergleich war verloren.

Post-Gegner verliert mit Absticht

Was folgte war eine Kuriosität in der Geschichte der europäischen Königsklasse: Angers „schenkte“ das Spiel bei Leka Enea mit 2:3 ab, gab das in der französischen Presse zu und gratulierte dem Post SV zum Viertelfinale. Begründung: Im European Cup würde man sich gute Chancen ausrechnen. Zudem wären die Kosten beim Wiedererreichen eines Duells mit einer russischen Mannschaft und des möglichen Halbfinals einfach zu hoch. „Anders als im finanziell hochgezüchteten Fußball ist der Europapokal im Tischtennis keine Gelddruckmaschine. Ab dem Halbfinale müssen die Vereine die Kosten der Fünf-Kamera-Internet-TV-Produktion selbst bestreiten, ohne Rechte am eigenen Bild oder der Werbung zu besitzen. Das ist kein zusätzlicher Anreiz für die Clubs, vor allem, wenn man die lächerlichen Preisgelder ins Kalkül zieht“, so Baier.

Während Angers disqualifiziert wurde, spielten die Mühlhäuser wider Erwarten weiter. Mit dem 1. FC Saarbrücken wartete der Bundesliga-Tabellenführer. Zudem ereilte die Postler das Handicap, dass Habesohn vom Verband keine Spielberechtigung für die Hauptrunde bekam. Dennoch wehrten sich seine Teamgefährten mit Bravour, glichen daheim einen 0:2-Rückstand aus, um noch knapp 2:3 zu verlieren. Das nötige Glück fehlte den Postlern auch beim 1:3 an der Saar. „Ich bin dennoch stolz auf meine Jungs“, konstatiert Erik Schreyer.