Erfurt. Erfurts Volleyballerinnen bieten dem hoch dekorierten Team aus Mecklenburg beim 2:3 einen großen Kampf.

Der Favorit wankte, er fiel nur nicht. Zwei Wochen nach dem Überraschungssieg gegen Wiesbaden ließen die Schwarz-Weiß-Volleyballerinnen beinahe eine Sensation folgen. Sechs Sätze hatten sie gegen Schwerin in den zwölf Bundesliga-Begegnungen zuvor gewonnen, beim 2:3 (-19, 21, 24, -25, -11) waren sie nah dran, den hoch dekorierten Gegner erstmals zu schlagen. Einen Punkt hatten sie sich mehr als verdient.

Nicht viel, und die Erfurterinnen hätten den Gast nach dessen verkorksten Saisonstart mit drei Niederlagen ebenfalls bitterkalt erwischt. In einem packenden vierten Satz holten sie ein 15:21 auf, wehrten zwei Satzbälle ab, um dann doch in die Verlängerung zu gehen. In der rettete sich der Pokalsieger der Vorsaison zum Sieg. Frauke Neuhaus beendete nach mehr als zweieinhalb Stunden einen spannungsgeladenen Volleyballabend.

Die Größenvorteile lagen aufseiten der Gäste um deren Angriffs- und Mittelblock-Trio Lindsey Ruddins (1,88 m), Simone Speech (1,92) und Indy Baijens (1,93). Diese Mehr-Zentimeter schienen sich im Ergebnis niederzuschlagen. Nicht nur, dass Ruddins (wertvollste Spielerin der Partie) ein ums andere Mal durchkam. Gerade im Block und wenn es schnell wurde über die Mitte, besaß Schwerin anfangs ein Plus. Zwei starke Blockpunkte Baijens‘ in der entscheidenden Phase zum 20:16 ebneten den Gästen den Weg zum ersten Satzgewinn.

Ohne die unter der Woche krankheitsbedingt ausgefallene Mittelblockerin Elizabeth Sandbothe fehlte Erfurts Spiel ein wichtiger Faktor. So kam Lena Liegert zu ihrem ersten Einsatz von Beginn an. Und die 19-Jährige gab einen klasse Einstand. Schwerin feierte schon den Punkt und hatte nicht in Ansätzen damit gerechnet, dass jemand dieses Pfund kratzen könnte. Genau das aber gelang der 1,86 m großen Mittelblockerin mit blitzschneller Abwehr. Der Konter saß, 7:5, und er bestärkte ihre Erfurterinnen nur darin, dem Favoriten gefährlich werden zu können. Mehr als das sogar. Fortan dominierte der Außenseiter den zweiten Satz, er holte, was es zu holen gab, wurde mutiger und mutiger. Gäste-Trainer Felix Koslowski tobte, als Hillary Hurley-Reynolds zum Erfurter Satzball durch den Block schmetterte. Als Corina Glaab auch noch ein großartig Speech blockte, war mit dem 25:21 eine kleine Überraschung perfekt.

Einen Punkt, den hatten die Erfurterinnen dem insgesamt zwölfmaligen Meister vor drei Jahren abgenommen. Und allein der war spätestens mit Liegerts Block im Duett mit Hanna Hellvig zum 20:18 zum Greifen nah. Umso mehr, nachdem die 19-Jährige per Ass zum Satzball auftrumpfte. Den zweiten verwandelte Silber-MVP Jazmine White unterm Jubel der Erfurter Fans.

Eine erneut mitreißende Darbietung ihres Teams weckte die Hoffnung, dass selbst der große Wurf gegen den wankenden Favoriten drin sein könnte. Auch weil vor allem die psychischen Kräfte bei Erfurt im Tiebreak zu schwinden schienen, schaffte er es, sich zu retten.