Schleiz. Kleinfeldliga sollte kleinen Orten ebenso das regelmäßige Fußballspielen ermöglichen – die Idee von einst erfreut sich auch 60 Jahre danach

In diesen Tagen blickt die Fußball-Freizeitliga auf ihr 60-jähriges Bestehen zurück. Als die Liga, damals als MTS-Bereichsklasse, ins Leben gerufen wurde, glaubte wohl keiner an einen langen Bestand.

Die Idee hinter der Gründung: Orten, die nicht der Lage waren, eine komplette Fußballmannschaft auf die Beine zu stellen, eine Möglichkeit zu bieten, einen regelmäßigen Spielbetrieb nachzugehen.

Die Liga hat bis zum heutigen Tag ihre Besonderheiten beibehalten. Die Spielstärke der Mannschaften wurde auf sechs Spieler plus Torwart festgelegt. Ebenfalls ein Novum, der Schiedsrichter wird vom Gastgeber gestellt und hat zumeist keine Prüfung abgelegt. Lediglich bei entscheidenden Spielen wird in jüngster Vergangenheit durch den Staffelleiter ein geprüfter Schiedsrichter eingesetzt.

Auch die Anstoßzeit am Sonntag um 9.30 Uhr ist im Männerbereich nicht gerade üblich. Bei den Zuschauerzahlen muss sich die Freizeitliga nicht verstecken, Derbys locken oftmals weit über 100 Zuschauer an. Höhepunkt ist alljährlich das Pokalendspiel, auch hier waren in der Vergangenheit schon über 200 Anhänger zu verzeichnen.

Als Väter der heutigen Freizeitliga gingen Kurt Brendel, der Vorsitzende des KFA-Fußball, und Lothar Schiller, der damalige DTSB-Kreissportlehrer in die Geschichte ein. Der Name der Meisterschaft dürfte aus heutiger Sicht mit MTS-Bereichsklasse (Maschinen-Traktoren-Station) etwas einzigartig anmuten. 1966 wurde schließlich aus der MTS-Bereichsklasse die 2. Kreisklasse. In der Saison 2012/13 spielte man kurzzeitig unter der Bezeichnung 3. Kreisklasse, ehe eine Saison später die heutige Bezeichnung Freizeitliga übernommen wurde.

Die MTS-Bereichsklasse und deren Nachfolger waren in der DDR einmalig. Deshalb wurde der Staffelsieger auch oftmals aus Jux als „DDR-Meister“ bezeichnet. Die Anfänge verliefen nicht reibungslos. Einige Orte verfügten nicht über die erforderliche Spielfläche für den Kleinfeldfußball. Aus diesem Grund wurde auf einer größeren Rasenfläche mit möglichst wenig Neigung gekickt.

Startschuss im März 1960

Der Startschuss zur ersten Meisterschaft fiel im März 1960 in der Bereichsklasse Süd mit dem Spiel Zollgrün gegen Langenbach (3:2). Insgesamt beteiligten sich fünf Teams – Zollgrün, Seubtendorf/Langgrün, Langenbach, Blintendorf und Frössen. Erster Meister wurde Zollgrün. Die Blintendorfer Mannschaft beendete die Saison vorzeitig. Erst im Mai 1960 startete die Bereichsklasse Nord mit den Teams aus Gräfenwarth, Moßbach, Oberböhmsdorf, Crispendorf, Volkmannsdorf und Möschlitz.

Erster Titelträger in dieser Staffel wurde Traktor Gräfenwarth, die ihren Titel auch im darauffolgenden Jahr verteidigen konnte. Der Meister 1962 hieß Traktor Volkmannsdorf, 1963 eroberte sich Gräfenwarth den Titel zurück. Einige Jahre lang wurden die Spiele im Frühjahr-Herbst-Rhythmus ausgetragen. Dieser Modus bewährte sich jedoch nicht, mehrfach fanden die entscheidenden Spiele im November statt. Doch zur damaligen Zeit hatte oftmals der Winter bereits Einzug gehalten und die Meisterschaft konnte nicht zu Ende gespielt werden.

Nicht gerade begeistert über die 2. Kreisklasse waren die höherklassigen Vereine des Landkreises Schleiz, denn gelegentlich wechselten Spieler in einen Landsportverein. In den Glanzjahren der 2. Kreisklasse beteiligten bis zu 15 Mannschaften, sodass zwei Staffeln gebildet werden mussten. Die vier Besten spielten schließlich um den Meistertitel. Mindestens drei Meisterschaften – eine genaue Zahl kann leider nicht mehr ermittelt werden - konnten bis zur Wende die Mannschaften aus Gräfenwarth, Dittersdorf, Langenbach und Kirschkau einfahren.

Nach der Jahrtausendwende hat sich das Bild der Freizeitliga grundlegend geändert. Inzwischen kicken nicht nur Mannschaften aus kleinen Gemeinden in der Freizeitliga, sondern auch zweite oder eine Zeitlang sogar dritte Mannschaften. Der Grund ist ganz einfach: Spielermangel. Nur so kann auch in höherklassigen Vereinen der Spielbetrieb, zumindest bei den zweiten Vertretungen, noch aufrechterhalten werden.

Waren es anfänglich nur Teams aus Kreis Schleiz, kamen nach der Wende aus dem gesamten Saale-Orla-Kreis und aus dem Kreis Greiz hinzu. Eine Zeit lang kickte mit dem VfB Mühltroff III sogar eine Mannschaft aus Sachsen mit.

Dittersdorf mit fünf Titeln

Die zu Beginn der Jahrtausendwende dominierende SG Dittersdorf (fünfmal Meister) ist inzwischen gänzlich aus dem Spielbetrieb verschwunden. Mit der LSV Zollgrün musste im Vorjahr ein weiterer Traditionsverein der Liga, aufgrund von personellen Problemen aufgeben. Der FC Grün-Weiß Triptis II gewann in den vergangenen zwei Spielzeiten die Meisterschaft und liegt auch in der laufenden Saison auf der ersten Tabellenposition. Leider gibt es keine kompletten Unterlagen mehr über jede Saison der heutigen Freizeitliga.

Insbesondere der akribischen Sammelleidenschaft des Sportfreundes Dieter Poser ist es zu verdanken, dass zumindest ein Großteil der Geschichte der Freizeitliga noch nachvollzogen werden kann.