Kahla. Ein geplatzter Großauftrag ist für die Insolvenz von Kahla Thüringen Porzellan verantwortlich. Die gute Auftragslage soll dennoch alle 250 Arbeitsplätze sichern.

Das Traditionsunternehmen Kahla Thüringen Porzellan hat Insolvenz angemeldet. Mit dieser Information überraschte die Firma gestern. Demnach hat die Unternehmensgruppe Wallner Weiß beim Amtsgericht Gera die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Sanierung in Eigenverwaltung gestellt.

Ein gescheitertes Projekt zur Fertigung von Tischkulturprodukten für einen großen Hersteller habe zu einem finanziellen Engpass geführt, begründete das Ostthüringer Unternehmen den Insolvenzantrag. Man habe bereits in den Jahren 2017 und 2018 einen Millionenbetrag in die Fertigung dieses Auftrages für eine Fremdmarke investiert.

Nach anfänglichen technischen Problemen mit den eingesetzten neuen Maschinen habe der Großkunde seinen Auftrag dann aufgekündigt. Bei Kahla Porzellan habe dies zu erheblichen finanziellen Verlusten geführt.

Als vorläufiger Sachwalter wurde vom Amtsgericht Gera, welches dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung folgte, der Erfurter Rechtsanwalt Kai Dellit von der Kanzlei hww Hermann Wienberg Wilhelm bestellt. Der gilt als erfahrener Sanierungsexperte und hat in den zurückliegenden Jahren unter anderem den Waschmittelhersteller Domal-wittol, die Dünfleisch Eichsfelder Fleisch- und Wurstspezialitäten und die Blankom Antennentechnik erfolgreich durch eine Phase der Zahlungsunfähigkeit geführt.

In Kahla sieht man sich für die anstehende Sanierung gerüstet. „Wir konnten im Jahr 2019 die für das Großprojekt freigehaltenen Produktionskapazitäten nicht vollständig füllen und damit nicht genügend Reserven aufbauen, um die Verluste zu kompensieren“, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter der Kahla Thüringen Porzellan Holger Raithel. Es sei aber gelungen, eine sehr gute Auftragslage für das laufende Jahr zu generieren. „Wir können jetzt ein Plus beim Auftragsbestand von 60 Prozent und eine Steigerung des Auftragseingangs um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen“, sagte Raithel.

Laut dem Sanierungsplan werde nun die termingerechte Fertigung für bestehende und neu eingehende Aufträge abgesichert. Kahla werde auch im internationalen Geschäft als verlässlicher Partner wirken, versicherte Raithel.

„Weg in die Insolvenz ist schmerzhaft“

Es sei das erklärte Ziel, alle 250 Mitarbeiter des Unternehmens in Produktion und Verwaltung zu halten, versicherte der Firmenchef. „Die Kompetenz, der Teamgeist und die Loyalität der Angestellten sind die Basis für die Zukunftsfähigkeit von Kahla und den langanhaltenden Erfolg unserer Made-in-Germany-Strategie“, erklärte Raithel.

Man werde aus Respekt vor den Partnern und zum Schutz des Unternehmens keine Kundendaten oder Zahlen veröffentlichen, lehnte die Firma auf Nachfrage weitere Detailauskünfte ab.„Kahla Porzellan ist ein Thüringer Vorzeigeunternehmen - eines der letzten, das die große Thüringer Porzellantradition hochgehalten hat. Der Weg in die Insolvenz ist deshalb schmerzhaft“, erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Soweit möglich, werde das Land den Prozess eng begleiten und auf eine gute Lösung für die Firma und die Beschäftigten hinwirken.

Zahlreiche Designpreise

In Kahla wird seit 176 Jahren Porzellan produziert. Der Vater des heutigen Firmenchefs, Günther Raithel, hatte das Porzellanwerk im Jahr 1994 aus der Insolvenz gerettet. Seither wurden mehr als 35 Millionen Euro in Maschinen und Roboter für die Fertigung der modernen Fabrik investiert.

Das Familienunternehmen konnte in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Designpreise für seine Erzeugnisse erringen. Die Firma beliefert Kunden in 60 Ländern.

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