Berlin. Gut 3,3 Milliarden will Microsoft in KI investieren. Vor allem zwei deutsche Regionen sollen von diesem Mega-Geldregen profitieren.

Wie wichtig diese Mega-Investition für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist, zeigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schon mit seiner Anwesenheit. 3,2 Milliarden Euro investiert der Software-Gigant Microsoft in den nächsten zwei Jahren in Deutschland. Das verkündete Microsoft-Präsident Brad Smith in Beisein des Bundeskanzlers am Donnerstag in Berlin. Es ist die größte Investition der Firmengeschichte hierzulande. Und es sollen vor allem zwei Regionen von diesem Geldregen profitieren.

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Geplant ist, dass das Geld in den Ausbau von Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) und Cloud-Computing fließen soll. Außerdem ist ein KI-Weiterbildungsprogramm vorgesehen, mit dem bis zu 1,2 Millionen Menschen erreicht werden sollen. Scholz nannte die Milliarden-Investition „eine sehr gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland“. Solche Projekte zeigten, wie attraktiv der Standort und wie groß das Vertrauen von Investoren in Deutschland ist.

Genau genommen will Microsoft zwei Rechenzentren in Bedburg und Bergheim errichten. Beide Städte liegen in Nordrhein-Westfalen, im Braunkohlerevier. Bis 2030 ist der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung hier angedacht. Scholz lobte daher, dass Microsoft „den nötigen Strukturwandel im Rheinischen Revier“ fördere. Der Konzern sucht damit aber auch die räumliche Nähe zu Großkunden seiner Cloud-Dienste, darunter Bayer und RWE.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Microsoft-Präsident Brad Smith bei der Verkündung der Milliarden-Investition.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Microsoft-Präsident Brad Smith bei der Verkündung der Milliarden-Investition. © DPA Images | Kay Nietfeld

Von den Microsoft-Investitionen wird aber auch Hessen profitieren. Die Rhein-Main-Region ist wegen des großen Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt Deutschlands führender Standort für Rechenzentren. Die bereits bestehende Microsoft-Cloud-Region Rhein/Main wird nun weiter ausgebaut. In Rechenzentren sind sehr viele Server in einem Netzwerk verbunden, hier werden Daten gespeichert und berechnet.

Mega-Investition: Regionen hoffen auf Hunderte neue Jobs

Durch den jetzt angekündigten Ausbau durch Microsoft hoffen die Regionen auf Hunderte neue Jobs. Microsoft-Präsident Smith erklärte, man brauche zum einen eine Menge Leute, um die neuen Rechenzentren zu bauen und die Infrastruktur zu entwickeln. Die Zahl der Arbeitsplätze, um die Rechenzentren zu betreiben, sei dann zwar tatsächlich gering. Das eigentliche Job-Wachstum findet laut Smith aber an anderer Stelle statt: „Wenn die KI das tut, was sie tun sollte, dann wird sie auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft dabei unterstützen, innovativer und global wettbewerbsfähiger zu werden. Damit wird sie auch zum Beschäftigungswachstum beitragen.“

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Das Rheinische Revier gilt als besonders günstiger Standort für Rechenzentren, da sich hier die beiden europäischen Datentrassen zwischen Amsterdam und Frankfurt sowie Stockholm und Paris kreuzen, schreibt der „Kölner Stadtanzeiger“. Zudem liegt das Revier inmitten der sogenannten „Blauen Banane“, der wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten Region in Europa. Die Rechenzentren könnten demnach mehr als 100 Millionen Menschen mit Rechen- und Speicherkapazität versorgen.

Warum der Ausbau von Rechenzentren wichtig ist

Wichtig wird der Ausbau der Rechenkapazitäten vor allem deshalb, weil KI weiter auf dem Vormarsch sei, wie ein Microsoft-Sprecher dieser Redaktion erklärte. So soll die Zeit zwischen einer Anfrage an eine KI, zum Beispiel ChatGPT, und die Antwort von dieser an den Fragenden möglichst gering gehalten werden. Dafür brauche es große Rechenzentren – und genau die will Microsoft jetzt in Deutschland errichten und ausbauen. Doch es sind längst nicht nur Privatpersonen, die KI-Programme nutzen.

Zahlreiche nationale und internationale Firmen würden schon heute mit KI-Anwendungen arbeiten, erklärte der Unternehmenssprecher weiter. Nachdem noch bis im vergangenen Jahr viel damit experimentiert worden sei, sei nun die Zeit der Anwendung gekommen. Siemens beispielsweise nutzt eine Microsoft-KI, um Maschinen-Codes zu schreiben. Bayer nutzt ein Programm zur Optimierung der Bürosoftware Office.

Microsoft will 1,2 Millionen Menschen in Künstlicher Intelligenz schulen

Marianne Janik, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, unterstrich gegenüber dieser Redaktion die Bedeutung der Milliarden-Investition: Es ist gleichzeitig ein Ansporn, gemeinsam mit unseren über 30.000 Partnern die Digitalisierung noch weiter in die Fläche Deutschlands zu bringen, und damit den Wirtschaftsstandort auch in der Breite zu stärken.“ Microsoft verdoppelt nach eigenen Angaben seine Rechenkapazitäten in den nächsten beiden Jahren in Deutschland.

Neben dem Ausbau der Hardware – der Rechenzentren – will Microsoft auch 1,2 Millionen Menschen in Deutschland zu KI schulen. Nach Unternehmensangaben richtet sich dieses Angebot an jeden, der interessiert ist. Aber auch an Geflüchtete, die gezielt zu KI ausgebildet werden sollen – und dann auch in entsprechende Berufe vermittelt werden sollen. Zu den Schulungsprogrammen sollen der Aufbau von KI-Kenntnissen genauso gehören wie die Entwicklung technischer KI-Fähigkeiten, die Unterstützung der KI-Transformation in Unternehmen und die Förderung einer sicheren und verantwortungsvollen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Microsoft will dafür mit IT-Dienstleistern und Verbänden, Bildungseinrichtungen und gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeiten.

Deutschland führt mit der Milliarden-Investition jetzt die Liste der angekündigten Investitionen des weltweit führenden Softwarekonzerns an: Microsoft-Präsident Smith hatte im vergangenen November zugesagt, bis 2026 in Großbritannien 2,9 Milliarden Euro zu investieren, um das Wachstum der KI-Anwendungen voranzutreiben. Gut einen Monat zuvor hatte er Australien rund drei Milliarden Euro versprochen.