Berlin. Ex-Audi-Chef Rupert Stadler hat am Dienstag im Diesel-Prozess ein Geständnis abgelegt. Zuvor gab es eine Vereinbarung mit dem Gericht.

  • Dieselskandal bei VW und Audi: Ex-Audi-Chef Stadler hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt
  • Damit dürfte er sich einer Gefängnisstrafe entzogen haben
  • Das Geständnis ist das erste eines VW-Konzernvorstands in der strafrechtlichen Aufarbeitung des Skandals

Der Betrugsprozess um manipulierte Diesel-Abgaswerte bei VW und Audi könnte an diesem Dienstag seinen finalen Höhepunkt erreicht haben. Der angeklagte ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler hat am Dienstag ein Geständnis abgelegt, das er bereits Anfang Mai angekündigt hatte. Davor hatte das Gericht ihm bei einem umfassenden Geständnis und bei einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro zugesagt, eine Bewährungsstrafe zu erhalten. Auch die Staatsanwaltschaft hatte dieser Verständigung bereits zugestimmt.

Seit zweieinhalb Jahren müssen sich der Ex-Audi-Chef Rupert Stadler und andere Mitarbeiter vor dem Landgericht in München für die Täuschung von Käufern und Behörden verantworten. Das Geständnis ist das erste eines VW-Konzernvorstands in der strafrechtlichen Aufarbeitung eines der größten deutschen Industrieskandale. Autos mit Dieselmotor waren durch eine Abschaltautomatik so manipuliert worden, dass sie auf dem Prüfstand zwar Abgasgrenzwerte einhielten, nicht aber auf der Straße. So sollte der aufwendige nachträgliche Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung umgangen werden.

Stadler wird dabei nicht vorgeworfen, die Manipulation der Autos veranlasst zu haben. Allerdings ließ er laut Anklage den Verkauf dieser Fahrzeuge bis Anfang 2018 weiterlaufen, obwohl er bereits früher erkannt habe, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Dies hatte Stadler jahrelang bestritten und gesagt, er sei von seinen Technikern hinters Licht geführt worden. Das Gericht hatte Ende März allerdings klar gemacht, dass Stadler eine Gefängnisstrafe drohe, wenn er nicht gestehe.

Diesel-Prozess: Andere Mitangeklagte hatten bereits gestanden

Nach diesem Geständnis könnte der Prozess relativ zügig zu Ende gehen. Denn auch Stadlers Mitangeklagte, der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure, denen eine Beteiligung an der Manipulation vorgeworfen wird, haben bereits gestanden. Das Verfahren gegen einen von ihnen, der früh als Kronzeuge aufgetreten war, ist bereits eingestellt. Den beiden anderen sind ebenfalls Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt worden. Das Gericht hat den Juni als möglichen Zeitraum für das Urteil genannt.

Am Dienstag wird im Diesel-Prozess ein Geständnis des Ex-Audi-Chefs Rupert Stadler erwartet. Er soll sich an der Manipulation der Diesel-Abgaswerte mitschuldig gemacht haben.
Am Dienstag wird im Diesel-Prozess ein Geständnis des Ex-Audi-Chefs Rupert Stadler erwartet. Er soll sich an der Manipulation der Diesel-Abgaswerte mitschuldig gemacht haben. © Lukas Barth/Reuters/Pool/dpa

Stadler trat 2007 die Nachfolge von Martin Winterkorn als Audi-Chef an. Als US-Behörden Ende 2015 die Manipulationen bei VW-Dieselmotoren aufdeckten, stießen sie wenig später auch auf Tricksereien bei großen Audi-Dieselmotoren, die für den US-Markt bestimmt waren. Stadler wähnte sich während der Ermittlungen lange sicher, dann folgte der Absturz: Vier Monate lang musste Stadler 2018 wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft verbringen. (os/dpa)