Berlin. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will die Verbraucher beim Einkaufen besser informieren. Beim Metzger könnte sich einiges ändern.

  • Frisches Fleisch soll künftig mit einer Herkunftskennzeichnung versehen werden
  • Beim Metzger wird nun also auch klar, woher das Tier stammt und wo es geschlachtet wurde
  • Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir stellte neue Pläne dazu vor
  • Dem Bauernverband gehen die Ideen nicht weit genug

Wer abgepacktes frisches Fleisch im Supermarkt oder Discounter einkauft, kennt den Hinweis. Meistens klein gedruckt auf der Rückseite der Verpackung steht auf dem Etikett der Hinweis zur Herkunft des Fleisches. Konkret: In welchem Land das Tier aufgezogen wurde, von dem das Stück Fleisch stammt, und wo es geschlachtet wurde.

Diese Angaben sollen in Zukunft auch für frisches Fleisch bei Metzgern oder Frischetheken im Handel zur Pflicht werden. Einen entsprechenden Verordnungsentwurf zur Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat am Mittwoch das Bundeskabinett gebilligt. Der Bundesrat muss dem Vorschlag noch zustimmen. Die Regelung könnte dann ab 2024 in Kraft treten.

Die Regelung soll für frisches, gekühltes und gefrorenes Fleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel gelten. Für unverpacktes Rindfleisch besteht bereits eine Pflicht zur Herkunftskennzeichnung.

Die Herkunft von frischem Fleisch in Kühltheken soll künftig besser gekennzeichnet werden.
Die Herkunft von frischem Fleisch in Kühltheken soll künftig besser gekennzeichnet werden. © ZB | Jan Woitas

Özdemir will mit dieser Kennzeichnung vor allem für Verbraucher mehr Transparenz auch an der Fleischtheke schaffen. „Sie sollen nicht nur wissen, wie ein Tier gehalten wurde, sondern auch woher es kommt. Nur so können die Menschen eine informierte Kaufentscheidung treffen und sich aktiv für mehr Tierschutz, regionale Wertschöpfung und hohe Umweltstandards entscheiden“, so Özdemir.

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Frisches Fleisch: Woran man das Herkunftsland erkennt

Auf den Schildern soll zum Beispiel stehen: Aufgezogen in Frankreich, geschlachtet in Deutschland. Wurde ein Tier nachweisbar in nur einem Land geboren, aufgezogen und geschlachtet, dann kann die Angabe „Ursprung“ auf der Kennzeichnung verwendet werden – Beispiel: Ursprung Deutschland.

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Verbraucherschützer kritisieren, dass die neue Initiative das Tierwohl selbst nicht verbessert. „Eine Herkunftskennzeichnung bei Fleisch führt nicht zu mehr Tierschutz“, sagt Andreas Winkler von Foodwatch. „Die Zustände in Ställen hierzulande sind nicht besser als anderswo in Europa. Wenn wir im Supermarkt zu Schnitzel, Steak und Co. greifen, kommen diese Produkte zu großen Teilen von Tieren, die unter schweren Krankheiten gelitten haben – auch wenn das Fleisch aus Deutschland stammt.“

Foodwatch fordert gesetzliche Vorgaben für Landwirte, ihre Tiere gesund zu halten. „Für Betriebe, die gegen die Vorgaben verstoßen, muss es Konsequenzen geben, etwa die Kürzung von Agrarsubventionen.“ Landwirte, die gut abschnitten, müssten hingegen belohnt werden.

Bauern melden sich mit Vorstoß: Regelung auch für Kantinen und Gaststätten

Für den Deutschen Bauernverband geht die Initiative in die richtige Richtung, aber noch nicht weit genug. Die Herkunftskennzeichnung müsse auch für Wurstwaren und andere Verarbeitungsprodukte ausgeweitet werden, fordert der Generalsekretär Udo Hemmerling.

Schweine liegen in der Bucht eines Tierwohl-Schweinestalls.
Schweine liegen in der Bucht eines Tierwohl-Schweinestalls. © Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Mittelfristig müsse die Transparenz für Fleischprodukte auch für Kantinen, Systemgastronomie und Gaststätten gelten. „Es fehlt auch die Verknüpfung mit der neuen Haltungskennzeichnung nach Tierwohlstufen. Statt Verbrauchertransparenz aus einem Guss liefert das Bundeslandwirtschaftsministerium noch eher Stückwerk“, so Hemmerling.

Die Vize-Generalsekretärin der CDU, Christina Stumpp, bezeichnet den Vorschlag als Etikettenschwindel. „Keine Rede von verarbeitetem Fleisch, kein Wort zu Gastronomie, keine Lösung für Milchprodukte“, kritisierte Stumpp gegenüber dieser Redaktion. „Wir brauchen endlich eine umfassende Herkunftskennzeichnung, die diesen Namen auch verdient.“