Rothenacker. Gleich 13 weitere Milchkühe der Güterverwaltung werden in den 100.000-Liter-Club aufgenommen             

Zur Feier des Tages erhalten die alten Damen namens Maja, Idol, Sally, Rio, Mystery, Remember, Melarry, Erle, Tulbe, Mariella, Melissa und ­Angel so etwas wie eine Jubiläumstorte: energiereiche Silage. Gleich 13 Milchkühe der Güterverwaltung Nicolaus Schmidt AG Rothenacker sind am Dienstagnachmittag in den 100.000-Liter-Club aufgenommen worden. Tanna war nicht mehr dabei, da sie jüngst an einen anderen Landwirt verkauft wurde.

Mit 39 Superleistungskühen, die in ihrem Leben an den Melkständen jeweils mehr als 100.000 Liter Milch gegeben haben, ist die 1991 gegründete Güterverwaltung in die deutschen Top-10 gelangt. „Die Fachzeitschrift Milchrind druckte kürzlich eine Übersicht der Betriebe mit den meisten 100.000-Liter-Kühen in Deutschland. Da waren wir noch nicht unter den ersten Zehn. Doch jetzt teilen wir uns mit einem anderen Landwirtschaftsbetrieb den siebten Platz“, freute sich Vorstandsvorsitzender Stefan Kühne. Aktuell leben zwölf der Rekordkühe in der 2016 für 8,5 Million Euro neu errichtete Milchviehanlage.

Vom Kontroll- und Zuchtverband Quetics gab es für jede Rekordkuh eine Plakette und für die am 6. Februar 2004 in Rothenacker geborene Maja einen 150.000-Liter-Pokal. Sie hat in ihrem Leben 13 Kälber zur Welt gebracht und bislang 156.000 Liter Milch gegeben.

„Kühe, die so viele Liter Milch geben, sind keineswegs überzüchtet oder auf Spitzenleistung getrimmt, wie gelegentlich kritisiert wird. Sie waren in ihrem Leben nicht oder nur selten krank. Unsere Kühe erhalten so wenig wie möglich Antibiotika, sonst könnten wir diese Milch nicht verwerten und müssten sie in die Gülle schütten“, erklärte Kühne.

Im Durchschnitt 12.200 Liter pro Kuh und Jahr

Auch unternehmerisch rechne es sich, wenn die über eine halbe Tonne schweren Tiere ein langes Leben haben. Die Aufzucht koste Geld. Doch die ersten 25 Monate gibt es für Milchkühe eine Schonzeit, bevor sie ihr erstes Kalb zur Welt bringen. Je länger ein Tier lebt, umso mehr relativiert sich seine „unproduktive Zeit“, so Kühne. Im Durchschnitt geben die 980 Milchkühe in Rothenacker im Jahr 12.200 Liter Milch. Sie werden mit energiereichem Futter bestehend aus Grassilage, Kraftfutter und Silomais gefüttert. „Außerdem haben wir viel Geld in das Tierwohl investiert“, sehen sich Kühne und sein Vorstandskollege für Tierproduktion, Mathias Munzert, bestätigt. Die beiden neuen Ställe sind bei annähernd gleicher Belegung jeweils 170 Meter lang und mit gut elf Metern Firsthöhe recht hoch. Das Luftraum-Volumen pro Kuh beträgt 125 Kubikmeter, die Bewegungsfläche rund zehn Quadratmeter je Tier. Zudem wurden die Liegeplätze mit Spezialmatten versehen, die sich durchaus anschmiegen. Vollautomatische Sonnenrollos und eine Auslaufzone zumindest an einem der Ställe ergänzen den Komfort. Die Kuh müsse den Melkstand furchtlos und in freudiger Erwartung betreten.

Kühne weist darauf hin, dass es im Stall zudem ein junges, sehr engagiertes Team bestehend auf 15 Mitarbeitern im Durchschnittsalter von 32 Jahren gibt. Auch für sie haben sich im Neubau die Arbeitsbedingungen verbessert. „All das wirkt sich positiv aus. Denn 13 Superleistungskühe auf einmal werden nur äußerst selten in einem Landwirtschaftsunternehmen ausgezeichnet“, so Kühne.