Gera. Viele der etwa 30.000 Handwerksbetriebe in Thüringen kennen nicht alle Möglichkeiten, die digitale Technik ihren Branchen bietet. Ein Projekt fördert die Digitalisierung im Handwerk.

Noch bevor die Dachdecker das Baugerüst besteigen, nehmen Drohnen das exakte Aufmaß der Flächen auf. VR-Brillen, mit denen Tischler ihre Kunden schon bei der Bestellung virtuell durch ihre Traumküche führen können. Scanner, die so genau den Fuß eines Patienten vermessen, dass der Orthopädietechniker ihnen Schuhe fertigen kann, die wie angegossen sitzen. Zahnimplantate aus dem 3D-Drucker. Die digitale Technik ist im Handwerk angekommen. Selbst Bäcker nutzen Apps, um Kunden Bestellungen zu erleichtern.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Das Problem ist nur: Viele der etwa 30.000 Handwerksbetriebe in Thüringen kennen nicht alle Möglichkeiten, die digitale Technik ihren Branchen bietet, sagt Frank Hohle. Er ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostthüringen, die gemeinsam mit dem Thüringer Wirtschaftsministerium Ende vergangenen Jahres das Projekt DigiHand auf den Weg gebracht hat, das genau dieses Manko abbauen soll. Mit Information und Erfahrungsaustausch.

Am Beispiel von sechs Betrieben wird gezeigt, wie digitale Anwendungen in den Arbeitsalltag eines Handwerksbetriebes integriert werden können. Ein Film fasst die Erfahrungen zusammen. Von der Kommunikation, Koordination von Arbeitsabläufen bis hin zur Nutzung digitaler Technologien. Die vorgestellten Betriebe übernehmen gewissermaßen die Rolle eines Schaufensters in die Zukunft.

Land beteiligt sich an Kosten

Die Handwerkskammer vermittel nicht nur Kontakte, sie informiert auch über Fördermöglichkeiten wie den Digitalbonus Thüringen. Mit bis zu 50 Prozent und maximal 15.000 Euro beteiligt sich das Land, wenn ein Betrieb in Digitalisierung investiert: Hard-oder Software, Planungssysteme, Hilfsmittel wie Datenbrillen oder 3D-Drucker oder Cloudtechnologien.

Denn neben der Fachkräftegewinnung gehöre die Digitalisierung zu den großen Herausforderungen für das Handwerk, wie Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) anlässlich eines Lokaltermins im Geraer Unternehmen „Sicherheitstechnik Liebing & Beese GmbH“ bemerkte. Er wollte vor allem wissen, welche Hürden sich auf dem Weg in die Digitalisierung auftun. Die bekam er prompt zu hören: Das Unternehmen, dass die Erfassung der Daten der von ihm gelieferten und gewarteten Anlagen auf den modernsten Stand bringen will, scheitert mit seinen Plänen derzeit am fehlenden schnellen Internet.