Halle an der Saale/Erfurt. Und sie gründen einfach nicht: Der Osten braucht dringend eine neue Generation an Unternehmern, doch so richtig funktioniert das nicht. Liegt das am Erbe der DDR oder braucht es neue Ideen?

Im aktuellen Gründungsmonitor der nationalen Förderbank KfW rangiert das Bundesland Thüringen mit 74 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige gemeinsam mit Sachsen-Anhalt (77 Gründungen) und Mecklenburg-Vorpommern (84 Gründungen) am Ende der Tabelle. Sachsen ist Neunter (106 Gründungen), nur Brandenburg ragt mit Platz 3 (134 Gründungen) heraus.

Ändert sich an dem Ranking in naher Zukunft was? „Ich sehe da eher schwarz“, sagt der Vize-Chef des Dresdner Ifo-Instituts, Joachim Ragnitz. Derzeit geben im Osten deutlich mehr Unternehmer aus Altersgründen auf als neue dazukommen. Das kann zu einem Konjunkturkiller werden, dabei müsste der nach wie vor hinterher hinkende Osten dringend aufholen.

Der Negativtrend erkläre sich auch durch die schrumpfende Bevölkerung. Es gebe weniger Ostdeutsche in der gründungsfreudigen Gruppe der 30- bis 39-Jährigen - und ein sicheres Angestellten-Dasein zähle viel. Langfristig könne es helfen, unternehmerisches Denken in den Lehrplan von Schulen und Unis aufzunehmen, sagt Ragnitz.

Rührt die Scheu auch aus den Erfahrungen der DDR, wo Unternehmertum von der Staatsführung verpönt wurde? Sicherlich habe das einen Einfluss, auch weil in der Elterngeneration Vorbilder fehlten. Entscheidender dürfte die Massenarbeitslosigkeit nach dem Mauerfall sein. Die Angst vor einem Jobverlust sitze tief, so der Ökonom, und Selbstständigkeit bleibe immer ein Risiko.

Sollten die ostdeutschen Länder also aktiv um westdeutsche Gründer werben, wo die Neigung etwas größer ist? Brandenburgs Wirtschaftsministerium hält das für keine gute Idee. „Vielmehr soll das Angebot an Förderungen verbunden mit Qualität und Kompetenz für sich sprechen“, hieß es.