Urbach. Nordthüringer Unternehmerverband ehrt den Geschäftsführer der Südharzer Landhandelsgesellschaft und hat einen Appell für Politik und Gesellschaft.

Der Nordthüringer Unternehmer des Jahres ist Landwirt: Der Unternehmerverband (NUV) würdigte am Dienstagabend Steffen Sendig mit diesem Titel, der zum wiederholten Male vergeben wurde und voriges Jahr an Tobias Helbing, den Geschäftsführer der gleichnamigen Eichsfelder Bäckereien, gegangen war. Der zum Thema Tierzucht promovierte Agraringenieur Sendig dagegen steht der Südharzer Landhandelsgesellschaft als Geschäftsführer vor.

Das Unternehmen an der Darre war 1990 aus dem Agrochemischen Zentrum Nordhausen hervorgegangen. Sendigs Vorgänger Hans Otte führte es nach der Wende erfolgreich in die neue Zeit und etablierte es als Dienstleister für die Landwirtschaft. Heute wird das Unternehmen von 14 Landwirtschaftsfirmen als Gesellschaft betrieben. Die rund 45 Mitarbeiter handeln unter anderem mit Mineralöl, Dünger, Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Zudem übernimmt der zwölf Sattelzüge zählende Fuhrpark landwirtschaftliche Dienstleistungen wie Aussaat oder Transport. Obendrein fördert die Gesellschaft seit Jahren kleinere Vereine der Region, so etwa Reitclubs, den Zirkus Zappelini oder Sportvereine wie die Nordhäuser Boxer.

Der Nordthüringer Unternehmerverband und sein Verbandschef Niels Neu kürten am Dienstagabend Steffen Sendig (links)) zum Unternehmer des Jahres.
Der Nordthüringer Unternehmerverband und sein Verbandschef Niels Neu kürten am Dienstagabend Steffen Sendig (links)) zum Unternehmer des Jahres. © Peter Cott

„Es gibt wenige Menschen im Bereich der Landwirtschaft, die so vermitteln zwischen ihrer Branche und den Verbrauchern“, lobte Verbandschef Niels Neu den Geehrten in seiner Laudatio. In Zeiten, in denen die Landwirtschaft dauernd in der Kritik stehe, seien solche Unternehmer wichtiger denn je. Sendig fülle die Rolle des Diplomaten noch dazu „unheimlich versiert“, sagte Neu. Der Verstand der Nordthüringer Unternehmerschaft habe Sendig daher schon häufiger auf der Liste für den Preis gehabt.

Sendig, der sich unter anderem im Vorstand des Kreisbauernverbandes oder als Beirat der Nordthüringer Volksbank einbringt, wollte die Würdigung nicht als eine seiner Person verstanden wissen. Vielmehr interpretiere er den Titel als einen für das gesamte Unternehmen und die Gesellschafter. „Die Bereitstellung von Nahrungsmitteln wird derzeit oft in Misskredit gebracht“, bedauerte er. Gerade in der Region Nordthüringen stünden dem viele engagierte Landwirte mit qualitativ hochwertigen Produkten gegenüber. Verliehen wurde Sendig der gläserne Pokal – anders als in den Vorjahren bei einem großen Weihnachtsfest – innerhalb einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Urbachs Kalkhütte.

Angesichts der Pandemie habe man wegen der Preisverleihung gehadert, gestand Neu. Doch gerade Corona motivierte den Vorstand dann doch: „Denn die wirtschaftliche Bremsspur der Krise ist noch nicht sichtbar“, fürchtet Neu.

Und gerade in dieser Zeit gehe plötzlich die gesellschaftliche und politische Wertschätzung gegenüber Unternehmern verloren, so seine Beobachtung. „Doch die braucht es, damit jemand Lust auf unternehmerisches Risiko und Verantwortung bekommt. Unternehmen als großer Motor halten das Rad am Laufen“, so der NUV-Chef.

Die Verleihung im kleinen Rahmen wolle daher ein Zeichen an die Wirtschaft setzen. „Wenn man Hygienekonzepte diszipliniert verfolgt, kann das funktionieren.“ Dann müsse auch nicht die gesamte Wirtschaft zum Erliegen kommen, appellierte Neu in einer emotionalen Ansprache.