Erfurt. Im Corona-Jahr 2020 sind noch weniger junge Leute in eine Handwerksausbildung gestartet als in den Jahren davor. Ihre Situation, aber auch die vieler Ausbildungsbetriebe ist schwierig.

Die Nachwuchsprobleme im Thüringer Handwerk verschärfen sich durch die Corona-Pandemie zusätzlich. Im Ausbildungsjahr 2020/21 seien nach Schätzungen etwa fünf Prozent weniger Azubis in den Betrieben gestartet, sagte der Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstags, Thomas Malcherek, auf Anfrage in Erfurt. Zudem bestehe die Sorge, dass unter den Bedingungen des Lockdowns die Angebote zur Berufsorientierung für Schüler noch weiter zurückgingen. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Einige Ausbildungsbetriebe befürchteten zudem, dass nicht alle Berufsschulen ausreichend gut auf virtuellen Unterricht vorbereitet sind. "Es besteht die Sorge, dass es zu Defiziten in der schulischen Ausbildung kommen kann."

Zum Handwerk in Thüringen gehören knapp 30.000 Betriebe mit fast 150.000 Beschäftigten. Nach Schätzungen steht etwa jeder dritte Betrieb in den kommenden Jahren vor einem Generationswechsel an der Spitze.

Schwierige Prüfungsbedingungen

Schwierig ist nach Angaben von Malcherek die Situation der jungen Leute, die nach dreieinhalbjähriger Ausbildung Ende Januar ihre Gesellenprüfung ablegen. Das betreffe vor allem Metall- und Elektroberufe. "Auch oder gerade in schweren Zeiten brauchen Auszubildende eine klare Perspektive, wann sie ihre Lehrzeit abschließen und in den Beruf einsteigen können."

Ein weiteres Problem sei, dass eine Reihe von Ausbildungsbetrieben wegen der Corona-Einschränkungen derzeit nicht arbeiten könne. Für sie gebe es das Programm "Ausbildungsplätze sichern" des Bundes. Die Voraussetzungen für die Zahlung von 3000 Euro pro Auszubildendem seien vereinfacht worden. Damit könnten mehr Betriebe davon profitieren. Zudem habe Thüringen seine Förderung bis zum Ende des Ausbildungsjahres 2020/2021 verlängert.

Land verlängert "Azubi-Zuschuss"

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wurde der "Azubi-Zuschuss" für Unternehmen und Handwerksbetriebe, die coronabedingt von einer teilweisen oder vollständigen Schließung betroffen sind, zeitlich ausgeweitet. Das Land hatte den Zuschuss Mitte Mai 2020 eingeführt. Unterstützt würden damit Ausbildungsbetriebe, die ihre Lehrlinge trotz der Krise halten und bestehende Ausbildungsverträge nicht kündigen. Dafür stehen laut Ministerium rund zwei Millionen Euro zur Verfügung.