Erfurt. Unternehmen wollen Plastikanteil reduzieren. Es fehlt jedoch zum Teil an alternativem Materialien.

Ab 2020 tritt das Plastiktütenverbot in Kraft. Und auch Thüringer Lebensmittelfirmen setzen immer stärker auf umweltfreundlichere Verpackungen, wie eine Umfrage unserer Zeitung unter Firmen wie Born, Herzgut, Ablig Feinfrost und Viba ergab.

Der Erfurter Senfproduzent Born etwa versucht Plastik bei seinen Verpackungen einzusparen: Born-Senf ist inzwischen in leichteren Kunststoffbechern erhältlich, die mit einer Pappmanschette ummantelt sind. Bei der Entsorgung setzt das Unternehmen auf die Mithilfe der Kunden: Manschette, Becher sowie die Metallfolie am oberen Rand müssen nämlich getrennt entsorgt werden. Bei vielen Ketchupsorten nutze Born zwar weiterhin Plastikflaschen, verwende aber transparente Modelle, da das die Recyclingfähigkeit verbessere, sagt Nachhaltigkeitsreferentin Christina Walter.

Die genossenschaftliche Molkerei Herzgut aus Rudolstadt hat im November zwei neue Bioprodukte auf den Markt gebracht, die in umweltverträglicheren Verpackungen angeboten werden. Beim Getränkekarton der neuen Bio-Milch wird auf den Einsatz von gebleichten Bestandteilen verzichtet. Zudem sei die Pappe dünner, wie Franziska Gebbensleben von der Unternehmenskommunikation erläutert. Das spare Co2. Beim neuen Bio-Joghurt kommt ein Kunststoff-Talkum-Becher zum Einsatz, der deutlich weniger Plastikanteil aufweist.

Die Ablig Feinfrost GmbH aus Heichelheim, die Marken wie Heichelheimer und Hexen-Eis produziert, hat sich sogar ein Kunststoffreduzierungskonzept verordnet, das unter anderem vorsieht, den Folienanteil der Verpackungen sukzessive zu reduzieren. Bei einem Kloßteig fürs Gastrogewerbe konnten beispielsweise 15 Prozent Folie eingespart werden, indem die Masse passender, sprich: draller verpackt wurde, sagt Geschäftsführer Fritjof Hahn.

Es mangelt an umweltfreundlichen Alternativen

Neue umweltschonendere Materialien einzusetzen, ist laut dem Ablig-Chef aber gar nicht so einfach. Es mangele oft noch an Alternativen. Die Forschung sei noch nicht so weit. „Es gibt beispielsweise für den Tiefkühlbereich keine Bio-Verpackungen“, sagt Hahn. Christina Walter, die Nachhaltigkeitsreferentin von Born, betont, dass die Vorgaben bei Lebensmitteln naturgemäß besonders streng seien. So könne ihre Branche auch nicht auf Flaschen aus 100 Prozent Altplastik zurückgreifen, wie das Reinigungsmittelhersteller bereits tun. Hier habe der Gesetzgeber die Anforderungen noch nicht festgelegt. „Wir können uns keine Risiken erlauben“, sagt auch Fritjof Hahn.

Der Thüringer Nougathersteller Viba will perspektivisch ebenfalls soweit wie möglich auf Plastik und Verbundmaterialien verzichten, wie Marketingmanager Michael Cremer berichtet. Allerdings seien unter anderem die Einsätze für Pralinenschachteln aus Papier erheblich teurer als die Plastikvarianten. Das an die Verbraucher weiterzugeben, sei mitunter schwer zu vermitteln, betont Cremer. Ebenso soll bei den Nougatstangen, die derzeit in Folie angeboten werden, künftig eine Umstellung auf Papier erfolgen. Vorreiter ist hier dem Viba-Mitarbeiter zufolge der Nestlé-Konzern, der seinen Riegel Yes bereits seit Sommer in einer Papierverpackung anbietet. „Allerdings kommen wir da erst frühestens in sieben Monaten ran“, sagt Cremer. Nestlé habe mit dem Produzenten bis dahin einen Exklusivvertrag.

Insofern sehen die Unternehmen die Entwicklung nachhaltiger Verpackungen erst am Anfang. Ablig hat aber schon mal seine Firmenphilosophie für die Zukunft benannt: „Klimaschutz gestalten, Wirtschaft erhalten.“ Herzgut will sogar „die größte Bio-Molkerei Mitteldeutschlands werden“. „Bio ist die Zukunft“, sagt Franziska Gebbensleben. In Zukunft wolle man sukzessive die Produktion umstellen.