Saalburg. Das SonneMondSterne-Festival hat am Wochenende mit rund 40.000 Besuchern Saalburg an der Bleilochtalsperre fest im Griff. Mehrere Hundert Polizisten aus ganz Thüringen sind im Einsatz.
Die Sonne lächelt vom Himmel, als der grüne Unimog-Allradschlepper rückwärts aufs Wasser zufährt. Der Anhänger im Schlepp trägt ein Polizeiboot. Die Taucher der technischen Gruppe der Breitschafspolizei rücken am Donnerstag aus Erfurt zum Open-Air-Festival SonneMondSterne an. Teile des Strandes der Bleiloch-Talsperre im Saale-Orla-Kreis bilden am Wochenende die Tanzfläche des SMS-Festivals.
Die Tanzfläche des Technotreffs reicht bis ans Wasser. Deshalb will die Thüringer Polizei dort auch Präsenz zeigen. Leichtsinnige Schwimmer sollen ermahnt werden, wieder ans Ufer zurückzukehren, bevor sie erlahmen. Denn Alkohol und Drogen lassen sich den einen oder anderen Besucher überschätzen. Das wissen die Beamten.
Bereits seit Mittwoch rollt die Anreisewelle auf die Wiesen rund um Saalburg. Bis Donnerstagnachmittag ohne Probleme, sagt Polizeisprecher Christian Cohn. Das schöne Wetter und ein neues Ticketkonzept der Organisatoren hatten offenbar viele der Fans zur zeitigeren Anreise animiert. Denn ohne Ticket bleibt der Weg auf die Campingplätze versperrt, warnen schon kurz hinter der Autobahn erste Schilder.
Bis Donnerstagmittag staufreie Anreise
Donnerstagmorgen war es dagegen noch ruhig im beschaulichen Saalburg. Doch wer glaubt, das Urlauberstädtchen an der Bleilochtalsperre erlebt nur die Ruhe vorm Sturm, der irrt. Seit einer Woche schon würden viele der Urlauber wegbleiben, seien Zimmer verwaist, obwohl noch Ferien sind, schimpft eine Verkäuferin, die lieber nicht genannt sein will. Das Festival versorge sich selber, davon hätten die Saalburger Händler kaum noch etwas, fügt die Frau frustriert an.
Dafür bekommen die Einwohner gesperrte Parkflächen in der Stadt in der Nähe des SMS-Areals zu spüren und die Staus bei der An- und Abreise Zehntausender Technofans. Dann könne es vorkommen, dass die Autobahn über Stunden nur schwer erreichbar ist.
Denn die knapp 3500 Einwohner von Saalburg sind dieses Wochenende eingekreist von den Zeltlagern. Das legendäre Festival startet offiziell Freitagabend in seine 23. Saison. Bereits seit Dienstag sind die Wiesen für die Camper offen und am Donnerstag schon gut gefüllt. Zeit für erste Party noch vor der offiziellen Eröffnung.
Techno-Musik, hämmernde Bässe, Lichtorgien, spektakuläre Bühnenbauten, aber auch die Liveshows der DJ genannten Künstler, die ihre elektronische Musik präsentieren, haben das alljährliche Treffen der Technoszene zum Kult werden lassen.
Besucher nehmen SMS-Festivalgelände in Beschlag
Kriminalpolizei erwartet wieder viel Arbeit
SMS ist legendär, aber auch verrufen, denn alljährlich ertappen Polizisten mit ihrem untrüglichen Gespür Hunderte Fans, die illegale Pillen und Substanzen eingeworfen oder geraucht haben. Ermittlungen, Strafverfahren und Ärger statt Spaß sind die Folgen. Auch darauf hat sich die Polizei wie in den vergangenen Jahren vorbereitet. Für Ihre Ermittlungen, aber auch die ersten Befragungen von Verdächtigen, wird eine Turnhalle in Saalburg genutzt.
Die Kriminalpolizei hat dafür einen eigenen Einsatzabschnitt gebildet und sich auf viel Arbeit vorbereitet. Im Vorjahr zeigten die Beamten 275 Drogendelikte an. Jedes Mal folgen Ermittlungen, müssen Beweise gesichert und Aussagen aufgenommen werden. Wer in Gewahrsam muss, werde in den umliegenden Polizeidienststellen untergebracht, so der Polizeisprecher.
Bis Donnerstagmittag nahmen die Beamten bereits 23 Anzeigen auf, 18 wegen des Konsums verbotener Drogen. Wie viel es Sonntagabend sind, darüber kann nur spekuliert werden. Die Polizei achte auf jeden Fall darauf, dass die Besucher nüchtern die Heimreise antreten, kündigt Christian Cohn an. Ausreichend Beamte auch für solche Kontrollen werden im Einsatz sein. Neben den Hundertschaften der Bereitschaftspolizei werden Polizisten aus ganz Thüringen am Rande des Festivals zusammengezogen.
SMS-Festival ist in den vergangenen Jahren immer friedlich verlaufen
Auf dem eigentlichen Veranstaltungsareal sind die Beamten kaum und nicht in Unform im Einsatz. Die Security des Veranstalters hat dort das Sagen.
„Wir werden aber auf den Campingplätzen Präsenz zeigen“, erklärt Sprecher Cohn. Das soll dort die Sicherheit erhöhen. Er betont, dass das SMS-Festival trotz seiner bis zu 40.000 Besucher in den vergangenen Jahren immer friedlich verlaufen sei und es keine größeren Probleme gegeben habe. Davon gehe die Polizei auch in dieses Jahr aus.
Neben hochkarätiger Musik und teils spektakulären Künstlerinnen und Künstlern ist das Besondere an den drei Tagen die Atmosphäre am Stausee in einer ruhigen Gegend am Thüringer Meer. Denn Bootstouren, Wandern und Camping prägen den Tourismus im Sommer, bevor im Winter völlige Ruhe einzieht.
Das Festival wird auf jeden Fall bis einschließlich 2021 weiter im August Station am Talsperrenufer machen. Veranstalter und Geländeeigentümer einigten sich auf entsprechende Verträge für Campingplätze und das Festivalareal, hatten beide Seiten im Frühjahr mitgeteilt.
All diese Probleme sind Donnerstagmittag für Polizeiobermeister Benjamin Schulz und Polizeihauptmeister Holger Kemossa weit weg. Sie tuckern mit dem zu Wasser gelassenen, 20 Jahre alten Polizeiboot eine erste Runde über den Stausee. Der 140 PS-starke Motor muss eingefahren werden. Das bietet die Gelegenheit, sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Die Beamten achten in den nächsten Tagen auf Schwimmer in der Nähe der Open-Air-Tanzfläche, aber auch auf Boote, die sich den Campingplätzen der Besucher nähern. Auch darauf haben sie in den vergangenen Jahren schon illegale Drogen entdeckt. Und die Taucher hoffen, nicht wirklich zum Einsatz zu kommen, denn dann wäre ein Unglück passiert.
SonneMondSterne-Festival 2019: Das ist neu in diesem Jahr
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Kai Mudra