Erfurt. Das Weltall steckt voller Überraschungen. Vieles, was Astrophysiker jahrhundertelang dachten zu wissen, kann heute dank moderner Teleskope und Satelliten als nicht mehr gültig zu den Akten gelegt werden. Diesmal: Der Faktor Zeit.

Den nächtlichen Nachthimmel durch ein Teleskop zu beobachten, kann für einen Menschen ein unvergessliches Erlebnis werden. Dabei spielt es keine große Rolle, ob es sich bei den Objekten im Okular um Doppelsterne, Galaxien, Nebel oder Planeten handelt. Wenn man mal zum Beispiel den 800 Millionen Kilometer entfernten Gasplaneten Jupiter so groß wie die Erdkugel auf einem 1 Cent-Stück durch ein Okular zu sehen bekommt, kann das einen Menschen von Grund auf verändern.

Allerdings braucht man dafür neben einer guten Himmelsqualität (dem sogenannten Seeing) und einem ausreichend Licht sammelndem Teleskop, vor allem eines: Zeit. Heutzutage hat man ja so seine lieben Probleme damit. Neben der Familie, bestimmen diverse Verpflichtungen wie Beruf, Freunde, Sport oder Smartphones unseren Alltag. Da kann es ganz schön eng werden, wenn es darum geht, sich nachts noch einen ausgedehnten Blick in die Sterne zu gönnen. Man sollte beachten, dass das menschliche Auge bis zu einer dreiviertel Stunde benötigt, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann kommt noch hinzu, das die Komponenten eines Teleskops je nach Qualität bis zu zwei Stunden brauchen, um sich an die Außentemperaturen zu gewöhnen. Aber vorausgesetzt, all diese Faktoren spielen dem Teleskop-Besitzer wohlwollend in die Karten, ist es bis zum eingangs erwähnten "unvergessenem Erlebnis" nicht mehr weit.

Roter Fleck auf Jupiter

Für Liebhaber der Planetenbeobachtung beginnt ab Ende April eine spannende Zeit. Dann wird nämlich Jupiter die ganze Nacht über am Himmel zu sehen sein. Hat man dann die Möglichkeit, den Gasriesen zum Beispiel durch ein 8-Zoll-Spiegelteleskop (1200 mm Brennweite und 200 mm Öffnung) zu betrachten, wird man bei einem Vergrößerungfaktor von 200 neben drei Streifen auch den Roten Fleck (ein unfassbar großes Sturmsystem) auf seiner Oberfläche sehen können. Aufgrund seiner schnellen Rotation (ein Tag auf Jupiter dauert gerade mal zehn Stunden) kann man die Positionsveränderungen des Sturms in Echtzeit verfolgen. Je nach deren Stellungen, kann man auch den Tanz und das Spiel von Licht und Schatten der vier größten Jupiter-Monde verfolgen.

Hat man in diesem Moment ausreichend Zeit, dann wird man tasächlich „sehen“ können, wie der größte Planet in unserem Sonnensystem (die Erde würde eine Million mal hinein passen) seine Monde um sich herum "kreisen lässt".

Augenklappe und Nachrichten-Satteliten

Als ein sehr nützliches Utensil zur Beobachtung des Nachthimmels mit einem Teleskop, hat sich für den Autor dieser Zeilen eine Augenklappe erwiesen. Ohne müsste man während der Beobachtung ein Auge immer zukneifen oder mit einer Hand bedecken. Das wird mit der Zeit sehr anstrengend und ermüded, was den eigenen Beobachtungskomfort merklich schwächt. Eine Augenklappe ermöglicht dem unbenutztem Auge ganz einfach Entspannung. Zusätzlich empfiehlt es sich während der Beobachtung Ambient- oder Chillout-Musik zu hören. Als bestes Beispiel sei hier die „Space Night“ erwähnt, welche seit Mitte der Neunziger im deutschen TV-Nachtprogramm läuft.

Noch einmal: nehmen Sie sich für Ihre Beobachtungen ausreichend Zeit. Sie werden sehen, dass dann immer mehr Sterne zum Vorschein kommen. Das menschliche Gehirn braucht zudem etwas, um die gesammelten visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Man halte sich nur vor Augen, dass bis auf den Mond alle weiteren Objekte im Sonnensystem von der Erde aus gesehen einfach unfassbar weit entfernt sind.

Zum Abschluss noch ein Beobachtungs-Tipp: In Zenit-Höhe (der Himmelspunkt genau über Ihnen) wird man bei seinen Beobachtungen des öfteren einen Kommunikations- bzw. Nachrichtensatteliten sehen. Hängen Sie sich an ihn dran und verfolgen Sie seine Bahn, die sich in gut 20.000 Metern Höhe um die Erde herum befindet. Sie werden staunen, wie unterschiedlich sich der Nachthimmel über Ihnen präsentieren wird. Neben Gebieten, in denen sich Sterne auf engstem Raum dicht aneinanderdrängen, werden sie auf ihrem gemeinsamen Trip mit dem Satteliten auch Gebiete durchkreuzen, in denen sich so gut wie kein Objekt befindet.