Erfurt. Das Weltall ist voller Überraschungen. Vieles, was Astronomen jahrhundertelang dachten zu wissen, kann heute durch moderne Technik als nicht mehr gültig zu den Akten gelegt werden. Diesmal: Messier 87.

Im Sternbild der Jungfrau (Virgo) befindet sich ein regelrechter „Brocken“ an Galaxis. Die elliptische Galaxie Messier 87 (M 87) ist rund 55 Millionen Lichtjahren von uns entfernt und wird auch als Virgo A und Virgo X-1 bezeichnet. Grund dafür sind Radio- sowie Röntgensignale, die aus ihrem Zentrum auf der Erde empfangen wurden. M 87 ist eine sogenannte supermassereiche Galaxie, in deren aktivem Kern deshalb Weltraumforscher ein riesiges und extrem massereiches Schwarzes Loch vermuten.

Das Sternbild Jungfrau enthält etliche Galaxien, weshalb dieses Gebiet auch gerne als Virgo-Galaxiehaufen bezeichnet wird. M 87 ist die schwerste und größte von all diesen darin bisher entdeckten Objekten. Seit 2006 weiß man von einer stattlichen Anzahl an Kugelsternhaufen, die Messier 87 in sich beherbergt. Von bis zu 12.000 Kugelsternhaufen gehen die Forscher aus. Zum Vergleich: Die Milchstraße, die Galaxis, in welcher sich unser Zentralgestirn befindet, besitzt „gerade mal“ 200 bekannte Kugelsternhaufen.

Durch die extrem hohe Anzahl an Sternen (Sonnen) kann man bei M 87 von einem richtigen „Schwergewicht“ unter den uns bekannten Galaxien sprechen. Astronomen haben berechnet, dass die Masse der Galaxis bei einer Ausdehnung von 100.000 Lichtjahren, welcher unser Milchstraße entspricht, zwischen 2 und 3 Billionen Sonnenmassen liegen muss.

Im Jahr 1918 bemerkte der amerikanische Astronom Heber Curtis am Lick Observatory während einer seiner Beobachtungen, dass M 87 relativ strukturlos ist. Gleichzeitig entdeckte er im Zentrum einen merkwürdigen Strahl. Wie mittlerweile bekannt ist, schießt aus dem Zentrum von M 87 in regelmäßigen Abständen ein sogenannter Jetstream mit einer Geschwindigkeit von 1000 km/s Unmengen an Materie ins Weltall hinaus. Die unfassbare Länge dieses „Lichtstrahls“ beträgt mindestens 5000 Lichtjahre. Zur Erinnerung: Licht legt im Weltall innerhalb eines Jahres rund 9,5 Billionen Kilometer zurück.

Der französische Astronom Charles Messier nahm M 87 im Frühjahr 1781 in seinen berühmten Messier-Katalog auf. Wer die Galaxis selbst einmal beobachten möchte, findet diese in der nördlichen Ecke des Sternbildes Jungfrau, an der Grenze zum Sternbild Haar der Berenike. Durch ihre scheinbare Helligkeit von 8,6 mag ist Messier 87 bereits bei guten Bedingungen in einem Fernglas sowie im Teleskop ab einer Öffnung von 60 Millimetern sichtbar.

Weitere Folgen aus der Serie „Alles ist anders im Universum“

    • Folge 19: Ein Schneemann im Kuipergürtel
    • Folge 18: Ultima Thule
    • Folge 17: Hyperschnellläufer
    • Folge 16: Gelbe Hyperriesen
    • Folge 15: Sidus Ludoviciana
    • Folge 14: Pluto bekommt eine neue Chance