Eisenach. Eine Klinik in Eisenach hat einen Aufnahmestopp für Corona-Patienten verhängt. Das Ministerium denkt über eine Verlegung der Kranken in Reha-Einrichtungen nach.

In Thüringen sollen wieder Reha-Einrichtungen den überlasteten Kliniken bei der Bewältigung des Ansturms von Corona-Patienten helfen. In Eisenach hatte am Dienstag erstmals eine Thüringer Klinik wegen Überlastung einen Aufnahmestopp für an Covid-19 Erkrankte verhängt. „Ich habe die Leitstelle gebeten, das St. Georg-Klinikum mit solchen Patienten nicht mehr anzufahren“, so Geschäftsführer Thomas Breidenbach. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

Mittlerweile werden 77 Covid-19-Patienten im Klinikum behandelt, sechs davon mit schwereren Symptomen auf der Intensivstation. Der Anstieg der Zahlen im Krankenhaus habe in der vergangenen Tagen eine solche Rasanz entwickelt, dass Mediziner und Pflegebereich im Haus signalisiert hätten, dass man sich an der Belastungsgrenze bewege.

„Wir haben den gesetzlichen Auftrag, alle Menschen, die einer Versorgung der Notfallbehandlung bedürfen, zu betreuen. Dies entspricht auch unseren ethischen und medizinischen Ansprüchen“, so Breidenbach. Es gebe eben auch ohne Corona weiter Herzinfarkte, Geburten, Beinbrüche und anderes.

Auch andere Kliniken in Thüringen am Limit

Diese Patienten wolle und werde man auch weiterhin so optimal versorgen, wie man es zu leisten vermöge, so der Geschäftsführer. Natürlich gebe es Ausnahmen dieser Regelung, etwa wenn sich bei der Aufnahme des mit Krankenwagen gebrachten Patienten mit Beinbruch bei der obligatorischen Testung herausstelle, dass er auch mit dem Virus infiziert sei, „wird er natürlich bei uns versorgt, operiert, behandelt und isoliert“.

Das Eisenacher Klinikum steht mit diesem Schritt nicht allein, auch das Eichsfeldklinikum hatte dies bereits gestern vollzogen. Im Unstrut-Hainich-Kreis ist die Lage ebenfalls kritisch. In anderen Kliniken in Thüringen sind die Belegungszahlen jedoch niedriger. Ob der Dynamik dieser Covid-19-Patientenentwicklung hatte das Klinikum schon vor Weihnachten umstrukturiert und einzelne Krankenhaus-Bereiche auf bestimmte Gebäudeteile konzentriert, um mehr Möglichkeiten der Aufnahme und Behandlung von Covid-19-Patienten zu schaffen.

„Auch das war schon eine nur auf kurze Dauer angelegte Maßnahme“, so Breidenbach. Und sei auch nur möglich gewesen, weil das Klinikum wie zur Weihnachtszeit weniger belegt sei als zu anderen Jahreszeiten. Dies werde sich aber schon bald wieder ändern.

Auch personelle Ausfälle sorgen für Engpässe

Etwa 50 Prozent der Betten im Eisenacher St. Georg-Klinikum sind derzeit belegt, zum Teil aber dafür mit Patienten, die ein hohes Maß an Versorgung und Behandlung bräuchten. Rund 180 von deutlich über 300 Betten sind derzeit belegt, davon eben knapp 80 mit isolierten Corona-Patienten.

Neben den steigenden Zahlen bei den Covid-19-Patienten sorgen auch personelle Ausfälle für Engpässe am Klinikum. Rund 100 Mitarbeiter sind corona-bedingt (meist wegen angeordneter Quarantäne) nicht im Dienst. Dazu kommen normale freie Tage oder Urlaube.

„Die Leute geben alles im Dienst, da müssen die sich auch mal erholen. Schließlich ist diese Lage nicht an Silvester vorbei. Das ist ein Marathon und wir haben vermutlich noch nicht einmal ein Drittel davon absolviert. Wenn wir das stemmen wollen, müssen wir auch darauf achten, dass die Belastungsgrenze der Mitarbeiter nicht überschritten wird“.

Thüringer Gesundheitsministerium arbeitet an Lösung

Sobald sich die personelle Situation verbessere und/oder die Zahl der zu behandelnden Covid-19-Patienten zurückgehe, werde auch das Krankenhaus wieder neue Patienten, die mit dem Covid-19-Virus infizierte sind, aufnehmen.

Das Thüringer Gesundheitsministerium arbeitet nun fieberhaft an einer Lösung. "Die Herausforderung ist insofern neuartig, dass bisher in erster Linie Lösungen für die Versorgung von intensivtherapiepflichtigen Patienten vorbereitet sind. Aktuell geht es allerdings um die Versorgung von Covid-19-Patienten, die nicht auf Intensivstationen behandelt werden müssen", sagt Ministeriumssprecher Frank Schenker. In Betracht kämen dabei sowohl die Verlegung von Patienten in andere Kliniken innerhalb Thüringens als auch in Kliniken in Nachbarbundesländern. Eingebunden sei auch das Uniklinikum in Jena, deren Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Michael Bauer, die Koordination der Krankenhausversorgung für Covid-19-Patienten in Thüringen leitet.

Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKJ.
Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKJ. © Universitätsklinikum Jena

Hilfe für Eisenach aus Bad Salzungen und Bad Liebenstein

Bereits Mitte Dezember hatte das Ministerium auch die Nutzung von Reha-Einrichtungen zur Versorgung von Krankenhauspatienten angekündigt und Rehaeinrichtungen per Rundschreiben aufgefordert, sich darauf vorzubereiten, bei Bedarf kurzfristig Bettenkapazitäten zur Entlastung der Krankenhäuser zur Verfügung zu stellen.

Auch im Frühjahr hatten Rehakliniken bereitgestanden für den Fall, dass Krankenhäuser bei der Behandlung von Covid19-Fällen an Kapazitätsgrenzen stoßen. Hilfe für Eisenach könnte demnach u.a. aus Bad Salzungen und Bad Liebenstein kommen.

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