Oberhof. Ein bitterer Tag für die deutsche Staffel: Nach drei Läufern liegt Deutschland in Führung - am Ende steht ein enttäuschender fünfter Platz für die DSV-Athleten.

Staffelrennen im Biathlon sind ja bekannt für ihre Unberechenbarkeit. Ausgerechnet beim Oberhofer Heimspiel haben die deutschen Männer eindrucksvoll die ganze Bandbreite jener Dramatik zur Schau gestellt. Innerhalb von einer Stunde wandelte das Quartett zwischen Genie und Wahnsinn. "Ich bin einfach nur enttäuscht", sagte Schlussläufer Philipp Horn, der dreimal durch die Strafrunde musste. Dabei hatte Erik Lesser mit der schnellsten Schießeinlage seiner Karriere als Startläufer berechtigte Hoffnungen auf den ersten deutschen Staffelsieg seit vier Jahren genährt.

Für Lokalmatador Horn nahmen die Oberhofer Weltcup-Tage indes ein ziemlich ernüchterndes Ende, da er für den Massenstart am Sonntag nicht qualifiziert ist. "Ich darf nicht lange darüber nachdenke. Vielleicht mal vor Wut vor den Schrank treten, dann sieht die Welt schon anders aus", sagte der 26-Jährige vom SV Eintracht Frankenhain mit leerem Blick. In der Endabrechnung stand ein enttäuschender fünfter Platz hinter Russland. Die im Weltcup dominierenden Norweger mussten sich wegen einer Strafrunde für Johannes Dale mit Rang zwei hinter Frankreich begnügen, Italien eroberte den Bronzeplatz.

Philipp Horn wirft gutes Ergebnis im Liegendschießen weg

Es hätte im dritten Staffelrennen des Winters der dritte Podiumsplatz werden können. Eigentlich. Arnd Peiffer schickte Horn sogar als Ersten mit einem knappen Vorsprung von 6,5 Sekunden auf die letzten Runden. Aber das Liegendschießen katapultierte den Thüringer weit nach hinten. Fünf Schüsse, fünf Fehler. Wenigstens zwei Nachlader saßen. Übrig blieben dennoch drei Strafrunden - oder anders ausgedrückt: 450 zusätzliche Meter im Oberhofer Flockenwirbel.

Als er dort seine Ehrenrunden drehte, zog ein Konkurrent nach dem anderen an ihm vorbei. "Ich habe absolut keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe. Ich hatte den gleichen Wind wie beim Anschießen. Ich bin ratlos", sagte Horn, der bei seinen vier Rennen in Oberhof mit den Plätzen 23, 29 und 50 sowie nun Rang fünf mit der Staffel enttäuschte: "Ich konnte in keinem Rennen zeigen, was ich wirklich kann."

Dabei hatte alles so gut angefangen. Erik Lesser, der vor einem Jahr beim Oberhofer Staffelrennen wegen Formschwäche fehlte und stattdessen im IBU-Cup a trat, präsentierte sich wie in alten Tagen. Mit all seiner Erfahrung ließ er sich nach zwei Nachladern nach dem Liegendschießen und zwischenzeitlich Rang 18 nicht verunsichern. Beim zweiten Schießen ließ er die Scheiben in sage und schreibe 17,9 Sekunden fallen - persönlicher Rekord. "So schnell habe ich bislang nur im Training geschossen", sagte Lesser, der an Benedikt Doll übergab. Genauso wie später Peiffer hielt dieser die Staffel sogar auf Siegkurs - bis Schlussläufer Horn alles auf den Kopf stellte.

Bei den Frauen ist Norwegen der klare Favorit

Für das Staffelrennen der Frauen am Samstag sind derweil Vanessa Hinz, Janina Hettich, Denise Herrmann und Franziska Preuß nominiert. Klarer Favorit ist Norwegen um die dreifache Oberhof-Siegerin Tiril Eckhoff. Aber eine Staffel-Entscheidung ist manchmal wie ein DFB-Pokalspiel, in dem auch mal die Großen straucheln. Beim Weltcup im November in Kontiolahti musste Eckhoff dreimal in die Strafrunde - und Norwegen stürzte aus den Medaillenrängen. So, wie nun die deutschen Männer.

Biathlon im TV

  • Samstag, 14.45 Uhr: Staffel der Frauen
  • Sonntag, 12.30 Uhr: Massenstart Männer. 15 Uhr: Massenstart Frauen, ARD und Eurosport

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