Erfurt. Die Kritik von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) an Schulleitern kam bei denen nicht gut an. Bildungsminister Holter (Linke) bemüht sich um Schadensbegrenzung.

Die Schulleiter-Schelte von Bodo Ramelow (Linke), die er am Wochenende im Interview mit dieser Zeitung formuliert hat, kam nicht gut an – offenbar auch bei seinem für Bildung zuständigen Minister Helmut Holter (Linke). Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Der schrieb bereits am Samstag die Schulamtsleiter und Vertreter von Lehrerverband und Gewerkschaft direkt an und bedauerte die Aussagen Ramelows, die mit dem Ministerium nicht abgestimmt gewesen seien. Der Wortlaut von Holters Schreiben liegt dieser Zeitung vor.

Holter stellt darin sehr deutlich fest, dass kein Schulleiter eigenmächtig entschieden habe, ohne Tests für Schülerinnen und Schüler Präsenzunterricht zuzulassen. Eine Weisung seines Hauses, nur negativ getestete Schülerinnen und Schüler in die Schulen zu lassen, habe es nicht gegeben. Der Minister formuliert die Bitte an die Angeschriebenen, Lehrerinnen und Lehrer zu beruhigen, falls es zu Nachfragen komme.

Lehrerverband unterstellt dem Regierungschef „Respektlosigkeit“

Ramelow hatte in dem Interview mit Blick auf die Corona-Lage an Schulen in Thüringen erklärt: „Obwohl wir die Testung für Abschlussklassen dringend anempfohlen haben, haben einzelne Schulleiter für sich entschieden, ohne Test Präsenzunterricht zuzulassen.“ Er sprach von „Unvernunft“. Das hatte insbesondere Kritik vom Lehrerverband, aber auch von CDU und FDP ausgelöst. Der Lehrerverband unterstellte dem Regierungschef „Respektlosigkeit“ gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern.

Stimmt Bildungsminister Helmut Holter nun in diesen kritischen Chor gegen seinen Regierungschef ein? Die Kommunikation mit den Schulamtsleitern und Interessenvertretern wird unter Politikern zumindest dahingehend gedeutet und fand bereits rege Verbreitung.

Ein Sprecher Holters reagiert auf Anfrage dieser Zeitung merklich angespannt darauf, dass das vertrauliche Schreiben den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat – und bezieht dazu zunächst keinerlei Stellung.

Holter wollte „zur Aufklärung und Beruhigung“ beitragen

Dass der Vorwurf des Ministerpräsidenten an die Schulleitungen unzutreffend gewesen ist, gesteht der Sprecher dann aber doch ein – und übernimmt stellvertretend für den Minister und den Ministerpräsidenten die Verantwortung dafür: „Bodo Ramelow war zum Zeitpunkt des Interviews in einer einzigen Frage nicht gut genug von uns informiert worden über das vom Bildungsministerium Festgelegte. Das bedauern wir“, teilt der Ministeriumssprecher mit.

Ziel des Ministers sei es deshalb danach gewesen, „zur Aufklärung und Beruhigung“ möglicherweise entstehender Aufregung beizutragen.

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