Erfurt. Menschen brauchen die Seelsorge in diesen Tagen besonders. Die evangelische Kirche fordert deshalb beim Kamingespräch einen gesellschaftlichen Dialog.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hat eine Debatte über Grundrechtseinschränkungen in Alten- und Pflegeheimen während der Corona-Pandemie gefordert. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Viele seien vor allem im Frühjahr einsam gestorben, sagte Gemeindedezernent Christian Fuhrmann beim Kamingespräch der EKM zum Jahresanfang. "Es ist ein Grundrecht, dass Menschen in Gemeinschaftsunterkünften soziale Kontakte pflegen und den letzten Weg mit denen gehen können, die für ihr Leben wichtig sind. Dieses Recht wurde in diesem Jahr aufgrund äußerlicher Rahmenbedingungen wie fehlender Schutzausrüstungen eingeschränkt. Wir müssen darüber miteinander reden, wie wir es künftig besser machen", so Fuhrmann. Die zweite Corona-Welle bezeichnete der Kirchensprecher zwar als unerwartet heftig. Allerdings habe man es versäumt, bereits im Sommer Lehren aus dem Frühjahr zu ziehen und Konzepte für ähnliche Situationen zu entwickeln.

Drohende Personalprobleme in den Gemeinden

Kritisch sieht die EKM auch die privatwirtschaftliche Pflege. "Es stellt sich die Frage, ob eine auf Gewinn ausgerichtete Pflege dem Druck einer solchen Pandemie standhalten kann. Der Pflegenotstand ist auch eine Folge zu niedriger Löhne für die Pflegen- den", sagte Fuhrmann. Auch in den Diakonien müssten sich die für die Bezahlung zuständigen tarifrechtlichen Kommissionen der Auseinandersetzung über Tariflöhne stellen. Laut Landesbischof Friedrich Kramer führt die Pandemie zu mehr Interesse an der Seelsorge. Vor allem in der Telefonseelsorge gebe es deutlich mehr Anrufe. "Die Pandemie nagt an der Substanz. Auch in Zukunft wollen wir als Kirche nach den Seelen schauen, Sorgen erkennen und dies zu einem zentralen Thema machen", sagte Kramer. Deutlich niedriger als erwartet fallen die Einbußen bei den Kirchensteuern aus. Zum Ausgleich hatte die EKM 10 Millionen Euro aus ihrer Notstandsreserve freigegeben. Diesen Betrag werde man nicht ausschöpfen. Für kirchliche Veranstaltungshäuser steht ein Rettungsschirm von 5 Millionen Euro zur Verfügung, von dem bisher 600.000 Euro abgerufen wurden. Hingewiesen wurde zudem auf drohende Personalprobleme in den Gemeinden. Die Kirchen stünden vor einer Ruhestandswelle bei Geistlichen. Weil die "Babyboomer-Generation auf- höre, verdopple sich die Zahl der Renteneintritte bis 2034.

Landesbischof Friedrich Kramer.
Landesbischof Friedrich Kramer. © Ronny Hartmann/dpa

Wegen des Geburtenknicks nach der Wende sowie folgender Abwanderungen stünden weniger junge Menschen für den Pfarrerberuf bereit, sagte Personaldezernent Michael Lehmann. Seit etwa sieben Jahren gehe die Zahl der Theologiestudierenden der EKM zurück.

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