Hier dreht sich alles um Haare - auch ohne Termin. Und Musik natürlich. Christian Werner über das Album „Le Frisur“ von Die Ärzte.

Föhnwelle voraus! Die Erleichterung über die Nachricht, dass ab 1. März Friseure wieder öffnen dürfen, ging wie ein wohltuend-warmer Luftstoß aus der Trockenhaube durch die Gesellschaft. Auch wenn sich die beiden Markuse der stetigen Pandemiediskussion (Lanz und Söder) im TV stritten, was neben einer guten Frise außerdem zur Würde des Menschen gehört.

Würde man jedenfalls einen passenden Soundtrack suchen, um das Ende der verfilzten und verlotterten Phase über den Augenbrauen anständig zu feiern, muss die Wahl nicht automatisch auf einen Mitschnitt (weil live ist grad nicht) des Musicals „Hair“ fallen. Hat doch die Band Die Ärzte 1996 ein Konzeptalbum eben mal wie aus den Splissspitzen geschüttelt über Frisuren, Haare und Bärte – bei Männlein wie Weiblein –, also über Körperbehaarung.

Eine neue Karrierephase

Für „Le Frisur“ nahm die Band binnen weniger Tage 17 Songs auf – zu viele für das eigentlich geplante EP-Format. Alles wird dem einen Thema untergeordnet: Haare, Haare, Haare. Es gibt vor allem viel Punkrock sowie eine Barbershop-Einlage, eine Moritat, die Metal-Satire „Dauerwelle vs. Minipli“ und Zeilen, die man so schnell nicht vergisst: „Vorne kurz und hinten lang und meistens noch ‘ne Zündschnur dran“ im Song „Vokuhila Superstar“.

Das Cover des Albums „Le Frisur“ von Die Ärzte.
Das Cover des Albums „Le Frisur“ von Die Ärzte. © Hot Action Records/Universal

Die Ärzte befanden sich Mitte der Neunzigerjahre im zweiten Frühling, eine neue Karrierephase war eingeleitet. Die Alben „Die Bestie in Menschengestalt“ und „Planet Punk“ katapultierten die Band endgültig in den Mainstream, der gekonnt platzierte Einsatz von Vulgärsprache („Arschloch!“, „Immer mitten in die Fresse rein“) tat sein Übriges. Das kam vor allem in den Oberstufen an – ein alter Vorwurf an die vermeintliche Pennälerlyrik der Band. Doch was man in dieser prägenden Etappe seiner Vita hört, nimmt man mit durchs Leben.

Die Texte sind auch auf „Le Frisur“ ärztetypisch verortet zwischen Weltanschauung und dem Bloß-Nichts-Ernst-Nehmen. Es gibt Ratschläge wie „Keine Zukunft ohne neue Haarfrisur“ und den Dauerbrenner unter den Haarschnitt-Hymnen, der bei aller Vorfreude auch als Warnung dieser Tage gelten kann: „Mein Baby war beim Friseur und jetzt mag ich sie nicht mehr. Mein Baby war beim Haareschneiden, jetzt kann ich sie nicht mehr leiden.“

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung