Erfurt. Der Thüringer Lehrerverband kritisiert ein schwerfälliges und intransparentes Einstellungsverfahren für den Schuldienst im Land.

Bürokratisch, intransparent und vor allem zu langsam: Das Urteil des Thüringer Lehrerverbandes (tlv) zum Einstellungsprozedere in den Schuldienst des Landes fällt hart aus. „Absurd und kompliziert“ sei der Bewerbungsprozess, kritisiert tlv-Vorsitzender Rolf Busch mit Blick auf die aktuelle Lehrergewinnungskampagne des Bildungsministeriums. Die sei richtig und wichtig, doch vorher hätte das Verfahren überarbeitet werden müssen. So laufe die Offensive ins Leere, befürchtet der Berufsverband. Das beginne schon mit der unübersichtlichen Stellenausschreibung auf den Internetseiten der Schulämter, so Busch.

Dies führe dazu, dass in Thüringen ausgebildete Lehrer in Nachbarländer abwandern, weil sie dort schneller eine Stellenzusage bekommen, ist sich der tlv-Chef sicher, auch wenn keine belastbaren Zahlen dazu vorliegen. Das gelte auch für den Übergang vom Studium in den Vorbereitungsdienst. Kritisiert wird unter anderem das strikte Festhalten am sogenannten Ranglistenverfahren.

Der Verband fordert deutlich mehr schulscharfe Ausschreibungen, damit sich junge Lehrer direkt an einer Schule ihrer Wahl bewerben können, statt beim zuständigen Schulamt.

Um das Verfahren zu verkürzen, sollen Einstellungsgespräche nur dann stattfinden, wenn sich mehrere Bewerber um eine Stelle bemühen. Vorläufige Zeugnisse sollen für die Bewerbung voll anerkannt werden, in anderen Bundesländern sei das auch möglich, bemerkt Rolf Busch.

An einer Optimierung der online-Stellenausschreibungen ar- beite man, heißt es aus dem Bildungsministerium. Parallel dazu werde im Internet in Kooperation mit der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF) unter www.erste-reihe-thueringen.de ein Karriereportal aufgebaut, das Bewerbungsverfahren vereinfacht.

Künftig würden alle zu besetzenden Stellen automatisch aufbereitet, in das Stellenportal der ThAFF übertragen und auf der Karrierewebseite für den Thüringer Schuldienst beworben.

Die grundhafte Kritik am Bewerbungsverfahren teilt man nicht. In den Schulämtern werde es als effektiv bewertet, so ein Sprecher. In diesem Jahr gehen insgesamt 900 Lehrer in den Ruhestand. Diese Stellen, dazu 300 weitere würden neu besetzt.

Rund 400 Stellen von den insgesamt 1200 seien bereits vergeben, der Großteil der Neueinstellungen werde zu Beginn des neuen Schuljahres gebraucht. Große Bedarfe gebe es nach wie vor in ländlichen Regionen mit Schwerpunkten im Altenburger Land und Wartburgkreis.

Ein Grund auch, weshalb man im Bildungsministerium am Ranglistenverfahren über die Schulämter festhalte. Die Befürchtung: Wenn sich Absolventen vorzugsweise an Wunschschulen bewerben, würden Schulen im ländlichen Raum noch größere Probleme haben, Lehrer zu finden.