Erfurt. Viele Pflegeeinrichtungen arbeiten im Spannungsfeld zwischen hohem Hilfsbedarf und Infektionsschutz. Viele Freiwillige stehen derzeit auf einer Warteliste.

Die Zahl der Pflegeheime, in denen Corona grassiert, und sie damit an ihre personellen Grenzen treibt, wächst nach wie vor. Am 30. Dezember waren in Thüringen nach Auskunft des Gesundheitsministeriums insgesamt 131 Pflegeeinrichtungen betroffen. In einem landesweiten Aufruf baten Träger Freiwillige um Unterstützung. Es gebe Resonanz, heißt es im Gesundheitsministerium, aber derzeit noch keine verlässliche Datenlage. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Seit zum Beispiel im Awo-Pflegeheim „Christoph Wilhelm Hufeland“ in Suhl das Virus ausbrach, arbeitet die Einrichtung im Ausnahmezustand. Von den 92 Mitarbeitern sind aktuell 24 krank oder in Quarantäne. Ohne Hilfe von außen wüsste sie nicht, wie sie die Dienstpläne überhaupt aufstellen soll, beschreibt Pflegeheimleiterin Madeleine Ludwig die Lage.

23 Bundeswehrangehörige sind dort seit Mitte Dezember im Einsatz, teilen Essen aus, übernehmen die Reinigung, und halten damit den Pflegekräften den Rücken frei. Zusätzlich sind jeden Tag Freiwillige im Heim, erzählt die Leiterin, die einem Hilferuf in lokalen Medien folgten. Zuhören, Vorlesen, Reden: Sie tun, wofür die Mitarbeiter derzeit keine Zeit haben. Unseren Bewohnern, sagt Leiterin Ludwig, geht es seitdem besser. Vor jedem Einsatz werden die Freiwilligen getestet, und zu ihrer eigenen Sicherheit nehme man auch niemanden, der älter als 60 Jahre ist.

Bei der Diakonie Mitteldeutschland, spricht man von inzwischen 150 Meldungen, wobei Freiwillige, die professionell für Pflege gerüstet sind, eher die Ausnahme sind, so Sprecher Frieder Weigmann. Von den etwa 50 diakonischen Pflegeeinrichtungen in Thüringen hätten zehn einen Hilfsbedarf angemeldet.

Das Zögern hat einen Grund. Viele Heime bewegten sich in einem Spannungsfeld: Dringender Unterstützungsbedarf auf der einen Seite, auf der anderen der Infektionsschutz, beschreibt Frieder Weigmann die Problemlage. Um die Sicherheit zu erhöhen, müsste jeder Freiwillige getestet werden, doch dafür fehlen in vielen Einrichtungen die Kapazitäten. Dies sei auch der Grund, weshalb viele Freiwilligen derzeit auf einer Warteliste stehen.