Erfurt. Viele Energieversorger haben in diesem Jahr ihre Preise für Strom und Gas erhöht. Das trifft vor allem Geringverdiener hart, hat aber auch Folgen für Sozialbehörden, die Hartz-IV-Wohnkosten übernehmen.

Viele Menschen mit geringem Einkommen sind sich nach Beobachtungen der Caritas der Auswirkungen stark gestiegener Energiepreise derzeit noch nicht bewusst. «Oft muss das Kind erst in den Brunnen gefallen sein», sagte Stefanie Birnkammerer, Koordinatorin von Stromsparchecks des katholischen Sozialverbandes für einkommensschwache Menschen in Thüringen. Spätestens mit der Strom- und Heizkostenabrechnung für 2022 werde sich das ändern. «Dann kommt eine riesengroße Welle auf uns zu.»

Die Caritas berät Geringverdiener, darunter Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung, in einem vor zehn Jahren gestarteten und vom Bundesumweltministerium finanzierten Stromspar-Projekt. Die Berater schauen etwa in den Wohnungen nach unnötigen Stromfressern oder geben Tipps zum richtigen Lüften.

Birnkammerer fürchtet wegen der aktuellen Kostensprünge Stromabschaltungen in Haushalten mit wenig Geld. Bereits jetzt sei zu beobachten, dass Geringverdiener und Senioren mit schmaler Rente, die aus Scham keine Grundsicherung (Sozialhilfe) beantragten, wegen der hohen Gaspreise kaum heizten. Die massiven Kostensprünge belasteten aber auch die Kommunen, die etwa bei Hartz-IV-Empfängern die Wohnkosten übernehmen.

In den vergangenen zehn Jahren haben die Stromspar-Teams der Caritas den Angaben zufolge rund 25 000 Haushalte in Thüringen beraten - online, telefonisch und vor Ort in den Wohnungen. Dies habe zu einer jährlichen Einsparung pro Haushalt von durchschnittlich rund 147 Euro bei Strom-, Heiz- und Wasserkosten geführt, sagte Birnkammerer. Manche Haushalte erhalten auch Gutscheine zum Austausch von besonders viel Strom verbrauchenden Kühlschränken.

Stromspar-Checks bietet auch die Verbraucherzentrale Thüringen mit ihrer Energieberatung an. Beraten werden hier nicht nur Mieter, etwa zu Energierechnungen, sondern auch Hauseigentümer, die beispielsweise alte Heizungen austauschen wollen. Im vergangenen Jahr wurden demnach 675 Haushalte vor Ort in ihren Wohnungen oder Häusern beraten.

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