Berlin. Laut einer neuen Studie sind Weichmacher für bis zu zehn Prozent aller Frühgeburten verantwortlich. Was Sie darüber wissen müssen.

Nicht nur für die Umwelt, auch für uns Menschen kann Plastik schädlich sein. Wer jedoch komplett auf Plastik verzichten will, hat es gar nicht so leicht, da die winzigen Teilchen in sehr vielen alltäglichen Produkten stecken. So weit, so bekannt. Eine neue Studie aus den USA liefert nun jedoch beunruhigende Zahlen zu der Frage, inwieweit der in Plastik enthaltende Weichmacher Phthalat das Risiko für Frühgeburten erhöhen kann.

Der Hauptautor der Studie, Leonardo Trasande, Direktor für Umweltpädiatrie an der New York University, sagte gegenüber dem Nachrichtensender „CNN“: „Phthalate können auch zu Entzündungen beitragen, die die Plazenta noch stärker stören und die Schritte vorzeitiger Wehen in Gang setzen können.“ Die Plazenta ist die Sauerstoff- und Nährstoffquelle für einen ungeborenen Fötus im Mutterleib.

Weichmacher für Frühgeburten verantwortlich? Große Studie liefert Ergebnisse

Für ihre Untersuchungen, die in der Fachzeitschrift „Lancet Planetary Health“ veröffentlicht wurde, verwendeten die Forscher Daten aus der „Environmental Influences On Childhood Health Outcomes“-Initiative der US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health. Diese Initiative beschäftigt sich mit möglichen Auswirkungen unterschiedlichster sozialer, ökologischer und ökonomische Einflussfaktoren auf Schwangerschaftsverläufe.

Dabei werteten die Forscher Urinproben der Frauen aus und ermittelten auf diese Weise die Phthalat-Belastungen im Körper der Frauen während des Schwangerschaftsverlaufs und aufgetretene Frühgeburten.

Das Ergebnis: Der Zusammenhang zwischen einer Phthalat und Schwangerschaftsrisiken sei eindeutig. Demnach könnte Phthalat für fünf bis zehn Prozent aller Frühgeburten in den USA im Jahr 2018 verantwortlich sein. Das entspricht rund 57.000 Frühgeburten.

Bereits in einer früheren Studie aus dem Jahr 2014 der University of Michigan School of Public Health konnte gezeigt werden, dass Schwangere mit einer erhöhten Phthalat-Konzentration im Urin ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt aufweisen. Dafür verglich das Forscherteam die Urinproben von 130 Schwangeren, die später eine Frühgeburt hatten, mit den Werten anderer Probandinnen, die ihr Kind zum errechneten Termin geboren hatten.

Phthalate sind unter anderem in Plastikflaschen enthalten. (Symbolbild)
Phthalate sind unter anderem in Plastikflaschen enthalten. (Symbolbild) © dpa | Sebastian Kahnert

Weichmacher in Plastik: So wird die Gesundheit von Kindern beeinflusst

Frühgeburten sind für die betroffenen Kinder besonders gefährlich, da sie die Gesundheit stark beeinträchtigen können. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, sagt dazu: „Frühgeborene Kinder haben nicht nur direkt nach der Geburt, sondern auch in den ersten acht Lebensjahren gegenüber reif geborenen ein höheres Erkrankungsrisiko. Insbesondere sind Atmung, Augen, Ohren und die kindliche Entwicklung betroffen.“ Diese gesundheitlichen Einschränkungen können sich auch im Erwachsenenalter noch bemerkbar machen.

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Was ist der Weichmacher Phthalat und in welchen Produkten ist es enthalten?

Phthalate sind eine ganze Gruppe chemischer Verbindungen. Sie werden vor allem als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt. Phthalate verleihen dem an sich harten und spröden Kunststoff eine Elastizität. Beispiele, wo dieser Weichmacher enthalten ist:

  • Waschmittel
  • Plastikflschen
  • Lebensmittelverpackungen
  • Kabel
  • Vinylböden
  • Körperpflegeprodukte, wie Shampoo, Seife, Nagellack und Haarspray
  • Sport- und Freizeitartikel

So gefährlich ist der Weichmacher in Plastik für die Gesundheit

Doch nicht nur für Schwangere können Phthalate gefährlich sein. Studien haben Phthalate mit folgenden weiteren Krankheiten in Verbindung gebracht:

  • Fettleibigkeit
  • Asthma
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Krebs
  • Fortpflanzungsprobleme
  • Genitalfehlbildungen
  • niedrige Spermienzahl und Testosteronspiegel bei erwachsenen Männern

Laut Trasande zeigen die Studienergebnisse die Notwendigkeit, den Einsatz von Phthalate streng zu regulieren. „Andernfalls werden die Forscher wahrscheinlich in ein paar Jahren die gleichen Studienergebnisse über die nächste Gruppe von Chemikalien finden, die als Ersatz verwendet werden.“ Um die Risiken zu vermindern, rät Trasande, nach Möglichkeit Edelstahl- und Glasbehälter statt Plastik zu verwenden. Lebensmittel und Getränke sollten nicht in der Mikrowelle erhitzt werden, da der Weichmacher so schneller an die Lebensmittel übertragen werden kann.