Themar. Ein krankes Rind ist in Thüringen ohne Wasser und Futter vor einem Hof schutzlos ausgesetzt worden. Tierschützer erstatten Anzeige. Der Landwirt weist die Vorwürfe zurück.

Ein krankes Rind ist in Themar im Landkreis Hildburghausen nach Angaben des Veterinäramtes für drei Tage ohne Wasser und Futter vor einem Hof schutzlos ausgesetzt worden. Es habe schließlich notgeschlachtet werden müssen, bestätigte das Veterinäramt des Landkreises entsprechende Angaben der Deutschen Tierschutzbüros am Mittwoch auf Anfrage.

Tierschützer gehen von viel höherer Dunkelziffer aus

Das sei bundesweit bereits der dritte Fall innerhalb von drei Wochen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros, Jan Peifer. Landwirte setzten die kranken Tiere aus, weil das kostengünstiger sei als eine tierärztliche Behandlung, vermutete er. Zuvor seien dem Tierschutzbüro Fälle aus Brandenburg und Rostock gemeldet worden.

"Wir gehen aber von einer viel höheren Dunkelziffer aus", so Peifer. Diese liegt nach seinen Angaben bei 200.000 pro Jahr. Zeugen aus Themar hätten ihm mitgeteilt, dass die Methode "gängige Praxis" sei.

Tier mit Paratuberkulose infiziert

Das Veterinäramt habe die Anzeige am 19. Oktober erhalten und sei dem Vorfall nachgegangen, sagte eine Sprecherin der Behörde. Eine tierärztliche Untersuchung, die einen Tag später erfolgte, habe ergeben, dass das Tier mit Paratuberkulose infiziert sei. Gegen den verantwortlichen Landwirt habe das Amt ein Verfahren eingeleitet.

Paratuberkulose ist eine chronische und unheilbare Darmerkrankung von Wiederkäuern – sie führt zu Abmagerung und schließlich zum Tod. "Eine Notschlachtung stellte den einzigen Ausweg dar", sagte die Sprecherin des Veterinäramtes.

Landwirt weist Vorwürfe offenbar zurück

Nach Informationen von MDR Thüringen hat der betroffene Landwirt die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Tier sei demnach im Stall ausgerutscht und habe nicht mehr selbstständig aufstehen können. Das Rind wäre daraufhin nach draußen gebracht worden und habe dort jederzeit Futter und Wasser erhalten, so die Schilderung des Landwirtes. Das Rind sei nach Absprache mit einer Tierärztin für den eigenen Verzehr geschlachtet worden und das Fleisch nicht in den Verkauf gekommen.