Saalfeld. Mit der Aktion „Thüringen hilft“ soll für einen ehrenamtlichen Suchthelfer ein E-Bike finanziert werden.

Etwa sechs Kilometer lang ist die Strecke zwischen Saalfeld und Arnsgereuth. Das ist für einen durchtrainierten Radfahrer wie Thomas Züllinger nicht das Problem. Aber der Höhenunterschied auf dieser kurzen Strecke beträgt satte 350 Meter. Das bedeutet – vom ersten Meter an geht die meist kurvige Straße steil bergauf, der letzte Kilometer zieht sich quälend schnurgerade ins Dorf. Spätestens dann muss auch Thomas Züllinger absteigen – und schieben. Denn auch in den Dörfern dort oben betreut er seine Klienten.

Tagsüber Gruppenassistent in der Diakonie

Der 48-Jährige ist seit zwei Jahren als ehrenamtlicher Suchthelfer unterwegs, „Thüringen hilft“ hat ihm damals die Ausbildung ermöglicht. Und er weiß, wovon er offen spricht. „Ich war selbst jahrelang Alkoholiker, habe durch die Sucht, die mit der Jugendweihe begann, alles verloren. Mein geregeltes Leben, meine Arbeit, meine Beziehung, meine Freunde.“ Doch mit großer Willensstärke und der Unterstützung von Therapeuten und der Selbsthilfegruppe hat Thomas sein neues Leben aufbauen können.

Tagsüber arbeitet er als Gruppenassistent in den Werkstätten der Diakonie, danach hilft er anderen Menschen, von der Sucht loszukommen, die Leben zerstört. Auch in Schulen der Stadt und der Umgebung erzählt Thomas Züllinger von seiner Sucht. „Und die Schüler werden immer jünger. Wenn ich in einer 9. Klasse nach Alkoholerfahrung frage, gehen fast immer nahezu alle Hände hoch. Alkohol spielt in diesem Alter schon eine ganz große Rolle. Viele melden sich aber nur heimlich, damit es die Lehrer nicht sehen.“

Etwas eindutzend Klienten in der Region Saalfeld

Dem Alkohol verfallen ist man schnell, davon wieder loszukommen ist unheimlich schwer, weiß der 48-Jährige aus eigener Erfahrung. Seit sechs Jahren ist er jetzt trocken. Wenn er von seiner Sucht und seinen Erlebnissen erzählt, ist es ganz still. „Da lacht oder tuschelt niemand.“ Nach seinen Vorträgen kommen nicht selten Schüler zu ihm und fragen, wie sie sich verhalten sollen, weil sie Sorge um ihre Eltern haben.

Etwa ein Dutzend Klienten betreut Thomas Züllinger als Suchtberater in und rund um Saalfeld. Er fährt regelmäßig zu ihnen, spricht mit ihnen und hört ihnen zu. Eine Fahrerlaubnis hat er nicht, dafür sind die Augen zu schlecht. Um ihm die Fahrten zu erleichtern, will ihm „Thüringen hilft“ ein E-Bike in Höhe von 2000 Euro schenken. Damit er künftig nicht mehr absteigen muss.

Wer spenden möchte

  • Spendenkonto: DE89 8205 1000 0125 0222 20
  • Empfänger: Diakonie Mitteldeutschland
  • Für eine Spendenquittung unter „Verwendungszweck“ die Adresse angeben. Wer nicht genannt werden möchte, vermerkt dort auch den Hinweis „anonym“ .