Erfurt. Forscher gehen derzeit der Frage nach, warum Corona-Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger eine ungünstige Prognose haben.

Untersucht wird, ob etwa Blutdrucksenker Herzpatienten anfälliger für Infektionen machen könnten. Demnach infiziert das Corona-Virus menschliche Zellen über deren ACE2-Rezeptoren. Bislang ist das allerdings nur eine Hypothese, sagt etwa die Deutsche Hochdruckliga und warnt vor dem Absetzen der blutdrucksenkenden Mittel.

Dies sieht auch Harald Lapp, Chefarzt für Kardiologie am Zentralklinikum in Bad Berka, so. Zwar würden viele Patienten mit Bluthochdruck oder Herzschwäche mit ACE-Hemmern oder Sartanen behandelt.

Dass diese jedoch das Risiko für eine Corona-Infektion und den Verlauf negativ beeinflussen, sei bisher reine Spekulation. „Um eine Krankheit auszulösen, müssen Viren in Körperzellen eindringen. Es gibt zurzeit keine eindeutigen Hinweise dafür, dass die Gabe von ACE-Hemmstoffen oder Sartanen mit einer erhöhten Sterblichkeit oder Anfälligkeit für Lungenkomplikationen nach einer Corona-Infektion verbunden ist“, sagt Lapp.

Bekannt seien auch gegensätzliche (ungesicherte) Spekulationen, wonach Sartane die Anfälligkeit für eine Lungenschädigung sogar senken könnte. Erwiesen sei dagegen, dass ACE-Hemmer und Sartane bei Bluthochdruck und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) die Sterblichkeit und die Schwere der Symptome senken und zum Schutz der Nieren beitragen, so Lapp.

Diskutiert wird auch die Therapie mit inhalierbaren Steroiden (ICS) – das Kern-Element der Asthma-Therapie. Asthma-Spezialisten mehrerer Fachgesellschaften empfehlen, eine individuell eingestellte antiasthmatische Inhalationstherapie nicht zu ändern oder gar zu beenden. Die Gefahr, dass sich das Asthma dadurch in bedrohlicher Weise verschlechtert, sei bedrohlicher als ein mögliches, aber unbelegtes Risiko einer Ansteckung.