Hohenleuben. Am 21. und 22. Juni zeigt der Carnevalsverein den fünften Teil seiner Kresse-Saga. Was als fixe Idee zum Vereinsjubiläum begann, zieht heute tausende Besucher an

Cindy Roßberg und Kathrin Heinrich malen die letzten Steine auf die Mauer-Requisite. Andreas Otto sägt an einer Holzkulisse. Und hinter dem Summen eines Akkuschraubers stimmt Mario Funke seine Gitarre. Es scheint, als seien die Rollen an diesem Probeabend in der Burgruine Reichenfels klar verteilt. Schließlich soll hier bald eine gigantische Mittelalterkulisse erstrahlen.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn wenn der Hohenleubener Carnevals Club (HCV) seine Kresse-Inszenierung auf die Beine stellt, dann geht es auch darum, für eine kurze Zeit, die Alltagsrollen der Mitwirkenden auf den Kopf zu stellen. Dann wird der Elektromeister zum sprachgestörten Junker Müffling. Der Abteilungsleiter zum schwedischen Hauptmann. Und der Verkäufer zum Theaterregisseur und Drehbuchautor.

Von einmaligen Sachen und entfesseltem Talent

„Es ist erstaunlich, welche Talente in den Menschen stecken, wenn man sie nur entdeckt und fördert“, sagt Programmchef Mario Funke, der sich erneut das Drehbuch für die nunmehr fünfte Ausgabe des Schauspiels ausgedacht hat.

Angefangen hat alles vor 14 Jahren. Zum 22-jährigen Bestehen des Vereins wollte man es etwas Besonderes auf die Beine stellen. „Wir haben überlegt: Was passt zu uns?“, sagt Mario Funke. Bald war die Idee des Mittelalterklamauks rund um die lokale Rebellenberühmtheit Georg Kresse geboren. Eigentlich sollte es eine einmalige Sache bleiben. Doch es folgten immer weitere Aufführungen.

Irgendwann wollten bis zu 1000 Zuschauer den herrlich absurden Historienquatsch sehen. „Aber Erfolg, das heißt für einen Karnevalisten: Ein Publikum, das vor Lachen fast von den Stühlen fällt“, sagt Mario Funke. Und gelacht wird schon bei den Proben ziemlich viel.

Als diese beginnen, sind die Verwandlungen der Mitwirkenden erstaunlich. Andreas Otto tauscht sein Werkzeug gegen ein Textbuch und brabbelt plötzlich in der Löffelsprache daher, die schwedisch darstellen soll. Und Regisseur Mario Funke verteilt, wild gestikulierend, Regieanweisungen an seine Darsteller. Und vor der Bühne wird weiter gesägt und geschraubt. Denn um so etwas Großes auf die Beine zu stellen, müssen eben doch einige Rollen verteilt werden. Auch wenn sie in Hohenleuben immer wieder auf den Kopf gestellt werden. Aber wenn dann in zweieinhalb Wochen der Vorhang fällt und der Applaus erklingt, dann verneigen sich alle vor der wahren Hauptrolle dieses Stücks, der Gemeinschaft aus mehr als 100 Leuten, die hier über Wochen zusammen geprobt, gesägt und gemalert haben.

Letzter Vorverkauf für „HCV spielt Kresse“, 15. Juni, 10 bis 12 Uhr, Reußischer Hof, Zeulenrodaer Straße 25