Kamsdorf. Wenn die Pautzkes frühmorgens vom Balkon über ihren Garten in Kamsdorf (Saalfeld-Rudolstadt) blicken, begrüßt sie ein Farbenspiel aus Blättern und Blüten, Bäumen und Sträuchern, Wegen und Mäuerchen.

Denn genauso hat es Astrid Pautzke vor einem viertel Jahrhundert gewollt, als sie Haus und Garten entwarf. Nein, sie ist weder Architektin noch Landschaftsplanerin, sondern Kunsterzieherin. Daher der Sinn für Farben und Formen.

Bei der Gestaltung von Haus und Grundstück legte die Hausherrin besonderes Augenmerk auf das Farbenspiel.Neben rotlaubige Sträucher pflanzte sie silberlaubige Bodendecker.
Bei der Gestaltung von Haus und Grundstück legte die Hausherrin besonderes Augenmerk auf das Farbenspiel.Neben rotlaubige Sträucher pflanzte sie silberlaubige Bodendecker. © OTZ | Conni Winkler

Das Haus in massiver Holzblockbauweise in taubenblau kontrastiert zu etlichen dunkelrotlaubigen Gehölzen und Stauden wie den Purpurglöckchen. Im Grundriss bildet das Haus ein Quadrat, welches sich als Formenspiel in den Buchsbaumhecken des Nutzgartens wiederfindet.

Das Wichtigste für sie jedoch ist: „Der Garten muss wie ein Kunstwerk sein, sonst wäre es Wildnis“, sagt die pensionierte Lehrerin, die im Keller ihres Hauses mit ihren 80 Lebensjahren ein Atelier betreibt und noch ein paar Schüler hat. Ihr Mann nickt beipflichtend. Kaum zu glauben bei all der Akkuratesse, aber Astrid Pautzke wolle „möglichst nicht allzu viel zu tun haben“ in ihrem Garten. Daher pflanze sie vorwiegend Stauden, am liebsten die, die sich flächendeckend ausbreiten wie Frauenmantel am Wegesrand oder die Samtnelke mit silbergrauem Laub und karminroten Blüten.

„Schauen sie, die machen eigentlich keine Arbeit, nur mal abschneiden im zeitigen Frühling – und fertig.“ Schließlich wolle sie auch noch malen. 158 Bilder hängen von ihr im Haus. Sich über Insekten zu belesen, diese und andere Tierchen wie ihre „Spatzengang“ beobachten und die Farben ihres Gartens zu jeder Tages- und Jahreszeit genießen, gehöre ebenfalls zu ihrem Tagwerk.

„Es sind die Farben der Pflanzen, die mich faszinieren“, sagt Astrid Pautzke. Deshalb und wegen der Unkompliziertheit habe sie auch die Bergenien gepflanzt, die einen Hang am Haus vor dem Gartenteich bedecken. „Im Winter ist das Laub rot, im Frühling blühen die Bergenien in rosa und locken Insekten an. Und außerdem bedecken sie zuverlässig den Boden.“

Einen Rasenmäher haben die Pautzkes nicht. „Wozu?“ Das sei einer der Vorteile von Stauden und kluger Gartenplanung.

Apropos Insekten. „Wir haben hier jedes Jahr Mosaikjungfern“, sagt Astrid Pautzke, als sie über die Brücke über dem Gartenteich läuft. Vor Kurzem habe sie wieder Larven dieser blaugrünen Libelle im Wasser entdeckt.

Gerhard Pautzke hat sich künstlerisch betätigt. Diese Büste eines Männerkopfes ist nun Teil des Gartens.
Gerhard Pautzke hat sich künstlerisch betätigt. Diese Büste eines Männerkopfes ist nun Teil des Gartens. © OTZ | Conni Winkler

Überhaupt würden sie und ihr Mann sehr viel Wert auf Wildpflanzen legen, die Insekten anlocken. „Ich kaufe nur sehr selten Pflanzen. Ich sammle und vermehre sie lieber selbst“, sagt die Hobbygärtnerin. Den dunkelblau blühenden und hochgiftigen Eisenhut habe sie aus der Niederen Tatra mitgebracht, Bärlauch in Italien ausgegraben und Samen auf Blumenwiesen gesammelt.

Deshalb gebe es jetzt an der Terrasse vor dem Teich eine Wiese mit Klatschmohn, Orientalischem Zackenschötchen, Akelei, Storchschnabel, Kornblumen und Schlüsselblumen. Nachdem die Fläche abgeblüht ist, wird sie mit der Sichel abgemäht. „Alles kein Problem.“

Weil sich Astrid Pautzke immer schon gern mit Kunst und Kultur umgeben hat, finden in ihrem Garten Kunstevents statt, „mehr oder weniger halböffentlich“, sagt sie. Dann würden sie und ihre Schüler ihre Werke präsentieren, oft mit Musik und Gesprächen. So finden sich auch Skulpturen im Garten. Ein großer Männerkopf, aus Gasbeton geformt, sticht ins Auge. „Der ist von mir“, meldet sich Gerhard Pautzke zu Wort.

Er habe sich auch einmal in Bildhauerei ausprobieren wollen. Für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, haben die Pautzkes ihren Garten bisher zweimal. Doch in diesem Jahr gibt es keine Offenen Gärten in Thüringen, wegen Corona. Aber das sei nicht so wild. Die Informationstafeln und kleinen Gedichte zu den Pflanzen seien so gemacht, dass sie jedes Jahr wieder im Garten aufgehängt werden können. Ganz unkompliziert, wie es Astrid Pautzke liebt.