Kahla. Knapp 70 Jugendliche aus Kahla beteiligten sich beim Schülerfreiwilligentag in verschiedenen Einrichtungen.

Die Jugend kann anpacken – und wie. Sechstklässler Ramiro-Berdân schwingt eifrig die Spitzhacke, während Christian Drescher Erde aushebt. Nebenan befreien zwei Schulkameradinnen mit Bürsten Steine vom Dreck, damit sie in der neuen Kräuterspirale sauber glänzen. Das alles machen sie für die Bewohner des Seniorenwohnens Am Langen Bürgel in Kahla.

Die schweißtreibende Arbeit ist absolut freiwillig. Die Jugendlichen aus der Heimbürgeschule haben sich zum Schülerfreiwilligentag angemeldet, den die Thüringer Ehrenamtsstiftung jährlich initiiert und der von der Stadtverwaltung koordiniert wird. Hintergrund ist, den jungen Menschen zu vermitteln, was gemeinnütziges Handeln bedeutet, wie vielfältig es aussieht und wie gewinnbringend es für die persönliche Entwicklung sein kann.

Da geht es etwa beim Kräuterbeet im Seniorenwohnheim nicht nur um die Fragen, wie und was anzupflanzen ist, sondern auch um das Thema Nächstenliebe, erklärt Hans-Christian Schmidt. Der Kommunalpolitiker gibt sich nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Stadtrat ganz dem gärtnerischen Hobby hin. Er ist Fachberater im Regionalverband Jena/Saale-Holzlandkreis der Kleingärtner und hatte nach Gesprächen im Seniorenwohnheim die Idee, das neue Beet anzulegen.

Die Ehrenamtsstiftung zog mit und sponserte die Pflanzen, die Steine stellte die Agrargenossenschaft Reinstädter Grund zur Verfügung. Schmidt hatte noch kleine Erklärzettel zu den einzelnen Kräuterpflanzen vorbereitet, damit die Jugendlichen auch wissen, was da wächst.

„Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal: Wir sind der einzige Ort im Saale-Holzland-Kreis, der sich am Schülerfreiwilligentag beteiligt“, sagt Marina Schweiger von der Sozialverwaltung Kahla. Da lächelt auch Bürgermeister Jan Schönfeld stolz, der sich einzelne Stationen am Morgen ansah und sich bei den Schülern informierte. Seit 2016 ist die Stadt Kahla dabei, insgesamt 69 Jugendliche aus den drei weiterführenden Kahlaer Schulen beteiligten sich diesmal.

Wissen, welche Arbeit es ist, um Bedürftige mit Lebensmitteln zu versorgen, erfuhren vier andere Jugendliche bei der Tafel in Kahla. Dort sortierten sie am Vormittag kistenweise Lebensmittel und schoben bereits verfaultes Obst in die Tonne. Die Ehrenamtler der Tafel holen von fünf Lebensmittelhändlern die Waren, die sonst weggeschmissen werden, und geben diese dienstags und freitags an Menschen aus, die eine Anspruchsberechtigung haben.

„Die Schüler sehen, was eine Tafel ist und was das bedeutet“, sagt Vorsitzende Tina Staude. Sie verweist auch auf finanziellen Aufwand: In den Transporter der Tafel ist ein anderer Wagen reingekracht, Totalschaden. Jetzt steht ein Gebrauchter vor der Tür, den sie teilweise mit eigenem Geld bezahlt hat. Wer spenden möchte, sei in der Fabrikstraße 7 willkommen.