Pößneck. In diesem Jahr haben im Orlatal gleich neun Kleingarten­anlagen Jubiläen und der Zufall will, dass diese alle in Pößneck sind.

Die Vereinigte Gartenanlage Köstitz entstand 1921, sie besteht somit seit beachtlichen 95 Jahren und ist die älteste Kleingartenanlage in der Stadt. Ihr folgen An der Altenburg und Wald mit je 90 Jahren, Griebsental mit 80, An der Warthe mit 75, Görzenberg mit 70, Branden­steiner Weg mit 65, Raniser Straße mit 50 und Sonneneck mit 35 Jahren. Im Übrigen befindet sich in Neustadt an der Sachsenburg mit 27 Jahren die jüngste Kleingartenanlage im Regionalverband der Gartenfreunde und in Triptis könnten die Hobbygärtner in der Einheit ihr 88. Jubiläum feiern.

Kleingärten sind wieder im Kommen

Insgesamt wurden zwölf Anlagen in den 1920er und 1930er Jahren gegründet und damit in einer Zeit, in der in den Städten aus verschiedensten Gründen der Wunsch nach einem Stückchen Acker immer größer wurde. Fabrikarbeiter konnten für wenig Geld ein kleines Stück Land pachten, ihre Ernährung mit Obst und Gemüse sichern und sich selbst mit den Kindern an der frischen Luft erholen. ­Daraus entwickelte sich eine Daseinsberechtigung, die durch das heutige Bundeskleingartengesetz bestätigt wird.

In Ostdeutschland ging nach der Wende der Selbstversorgungsgrund verloren. Obst und Gemüse liegen seither in aus­reichenden Mengen und sogar das ganze Jahr über in den Regalen der Supermärkte bereit. Damit brach eine Zeit an, die es den Vorständen in den Kleingartenanlagen nicht leicht machte. Hinzu kam, dass sich die Ver­eine nach bundesdeutschem Recht neu bilden und zurecht finden mussten.

Der Anbau von Obst und Gemüse ist weiterhin zwingend durch das Bundeskleingarten­gesetz vorgeschrieben und aus den Lauben dürfen, trotz breitem Angebot in den Baumärkten, keine Dauerwohnsitze werden. Nur Kleingartenanlagen, die in ihrer Summe auf mindestens einem Drittel der Fläche Obst und Gemüse anbauen, haben als Kleingartenanlagen einen Bestandsschutz und nur echte Kleingärtner profitieren vom extrem niedrigen Pachtzins und Kündigungsschutz.

In Pößneck gibt es Kleingärten, die bei einer durchschnittlichen Größe inklusive Mitgliedsbeitrag nur rund 50 Euro im Jahr kosten. Wer nur vor seinem ­Wochenendhäuschen im Liegestuhl sitzen will und über den Rasen oder aufs Wasser schauen möchte, muss bis zum Zwanzigfachen an Pacht aufbringen.

Seit einiger Zeit kommt es wieder in Mode, sein eigenes Obst und Gemüse selbst anzubauen. Kleingärten ermöglichen garantiert biologischen Anbau und trotzdem Erholung. Nicht nur alle, die in der modernen Arbeitswelt überwiegend sitzend tätig sind oder allergisch auf behandelte Lebensmittel reagieren, profitieren von einem Kleingarten, sondern vor allem Kinder. Nichts geht über Bewegung an der frischen Luft und das Entdecken der Natur durch Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes. So erleben Kleingärten auch in Pößneck eine verdiente Renaissance.

Wo fleißig gearbeitet wird, auch wenn als Hobby und freiwillig, soll auch ordentlich ge­feiert werden. Dies tun grundsätzlich alle Kleingärtner in ihren Vereinen und die Kleingartenanlagen mit den besonderen Jubiläen auf alle Fälle. Da, wo die Gartenfeste öffentlich sind, werden auch Gäste herzlich willkommen geheißen. Und wenn dabei aus Gästen künftige Kleingärtner werden? Um so besser!

Noch stehen da und dort einige Gärten leer und warten auf neue Pächter. Interessenten können sich direkt an die Ver­eine ihrer Wahl wenden oder beim Regionalverband Orlatal der Gartenfreunde melden.

Konakt: (03647) 414681, Mail: kvgarten-freundepn@web.de