Kaulsdorf. Die Gemeinde Drognitz hat ein neues Spielgerät für Kaulsdorf spendiert. Die Bürgermeister wollen Kinder und Jugendliche künftig stärker mitreden lassen.

„Konstruktiver Journalismus“ ist eine vor ein paar Jahren aufgekommene Strömung in der Medienwelt, die statt bloßer Information und Kritik auch Lösungen aufzeigen soll. Sie hat es hierzulande eher schwer – in Kaulsdorf aber scheint sie angekommen. So gut, dass sie Bürgermeister ins Schwingen bringt.

Schon die Vorgeschichte klingt außergewöhnlich, jedenfalls für dörfliche Verhältnisse. Zum Tag der offenen Tür Ende vergangenen Jahres hatten die Schüler auch die Bürgermeister von Kaulsdorf, Altenbeuthen, Drognitz und Hohenwarte an ihre Gemeinschaftsschule eingeladen. Statt wie üblich nur durchs Haus zu laufen, mussten sie sich einer Pressekonferenz stellen – vor den Schreibern und Blattmachern der Schülerzeitung. Es gab viele Fragen, etwa die, ob ein Bürgermeister respektive eine Bürgermeisterin auch hübsch sein muss oder wenigstens sollte; indes auch etliche ernsthafte. Zum Beispiel, ob man nicht eine Schaukel für den Kaulsdorfer Spielplatz beschaffen könne, als Ersatz für ein ziemlich kaputtes Trampolin.

„Wir haben eine, die schenken wir euch.“

Henry Drogatz, Gemeindechef von Drognitz, sagte: Ja, geht. Wir haben eine übrig, die schenken wir euch.

Das Spielgerät, vordem am Drognitzer Kindergarten im Einsatz, sollte eigentlich nach Neidenberga, wo es indes wegen vermeintlich ruhestörender Wirkung nicht gewollt war. „Wir mussten ihn nicht lange überzeugen, das ging ganz fix“, erinnert sich Lucy Petersilie an Drogatz‘ Äußerungen in der Pressekonferenz. Sie ist in der 4. Klasse und die Chefredakteurin der jeweils zum Schuljahresende erscheinenden Schülerzeitung. Die Schaukel würde also kommen. Doch wie genau sollte sie aufgestellt werden?

Paul Heß, ebenfalls 4. Klasse und „Stell-Stellvertreter“ von Lucy, weiß es: Kerstin Barczus, die Bürgermeisterin von Kaulsdorf, habe gesagt, dass man für so etwas eine Gemeinderatssitzung braucht. Und gleich dazu eingeladen – in diesem Fall die Schüler selbst . „Und da haben wir dann diskutiert und entschieden“, sagt Paul. Der Platz – wo vordem das Trampolin stand – war ja klar. Und die Ausrichtung? „Na so, dass niemand auf dem Weg die Füße abkriegt, wenn geschaukelt wird“, erläutert er. Klar. Es hat dann ein paar Wochen gedauert, der Transport musste organisiert werden, die Holz-Hackschnitzel als weicher Aufprall-Untergrund, das Aufstellen selbst durch den Bauhof.

Am Mittwoch nun fand statt, was eben auch dazugehört: die offizielle Einweihung. Mit den Bürgermeistern und dem ganzen Schülerzeitungsteam. Darüber werden sie dann wieder schreiben, die diesjährige Ausgabe liegt in den letzten Zügen, ins aktuelle Amtsblatt kommt auch ein Text.

Sprechstunden nur für junge Menschen

Er sei froh, dass Drognitz auch mal Kaulsdorf helfen konnte, sagt Bürgermeister Drogatz, sonst laufe es ja für seine Gemeinde, die ihre Verwaltung von Kaulsdorf erledigen lässt, ja meist anders herum: „Schön, dass wir so auch mal Danke sagen können für die einwandfreie Zusammenarbeit.“

Die „tolle Erfahrung“ mit den konstruktiven Schüler-Journalisten war für ihn Anlass, in allen Ortsteilen seiner Gemeinden Sprechstunden nur für Kinder und Jugendliche abzuhalten. Das sei „richtig gut“ gelaufen und solle fortgesetzt werden, betont Drogatz. Auch Barczus will einmal im Jahr eine Art Jugend-Gemeinderat einberufen. Um neue Ideen aufzunehmen und um erlebbar zu machen, wie Gemeindearbeit so funktioniert. Und um ein Erstaunen zu Selbstbewusstsein zu verstetigen, dass eine Schülerzeitungs-Schreiberin so formulierte: Sie habe anfangs nicht geglaubt, dass man etwas so Großes wie die neue Schaukel für den Spielplatz in Bewegung bringen könne.