Erfurt. Wie arbeiten Sozialeinrichtungen in der Corona-Krise? Während Kleiderkammern sogar Anlieferungen ablehnen müssen, hoffen manche Tafeln auf mehr Unterstützung.

Die meisten Tafeln und Kleiderkammern in Thüringen konnten während des Corona-Lockdowns ihre Pforten für Bedürftige offen halten. „Es war teilweise schon schwierig, aber wir sind inzwischen wieder auf einem guten Weg“, sagte Ramona Hentschel-Stange vom Verein Menschlichkeit in einer Umfrage in Erfurt. Die Nachfrage nach den Lebensmittelangeboten der Tafeln und Kleiderkammern habe sich während der Krise vielerorts erhöht.

Für manche Tafeln ist Nachschub von Lebensmitteln nicht einfach

Allerdings sei schon vorher ein stetiger Aufwärtstrend spürbar gewesen, hieß es von mehreren Befragten. Problematisch ist für einige Einrichtungen der Nachschub an Lebensmitteln.

„Aktuell sind wir für jede Spende dankbar, es wird alles gebraucht“, fasst Hentschel-Stange zusammen. Die Menge der Spenden aus Supermärkten habe in den vergangenen Wochen abgenommen. Weil sie selbst als einzige Fahrerin zur Risikogruppe gehöre, habe die Einrichtung zudem für etwa einen Monat ihre Pforten schließen müssen. Am 22. April wurde die Arbeit wieder aufgenommen. „Wir beantragen weder Fördermittel noch Corona-Hilfen, weil es so viele andere Einrichtungen gibt, die dringend Geld benötigen. Wir wollen uns aus eigener Kraft durchkämpfen“, sagte Hentschel-Stange.

Die Tafel Erfurt konnte ihren Betrieb hingegen bis auf eine Woche Zwangspause aufrechterhalten, erklärt Leiterin Andrea Kranhold. „Angesichts der Umstände läuft es eigentlich ganz gut, wir konnten sogar einige neue Sponsoren dazu gewinnen.“ Zu Beginn der Krise seien zwar ehrenamtliche Helfer aus den Risikogruppen weggefallen. Dafür hätten sich spontan Studenten oder Kurzarbeiter gemeldet, um auszuhelfen. „Die Mitarbeit bei der Tafel ist ein gutes Rezept für alle, denen die Decke auf den Kopf fällt“, so Hentschel-Stange. Mittlerweile laufe der Betrieb im Rahmen der Hygienevorschriften wieder weitgehend normal.

Einige Tafeln zeitweise geschlossen

In Eisenach stand der Betrieb der Tafel laut der Sprecherin der Caritas im Bistum Erfurt, Sabine-Maria Kuchta, wegen des Schutzes der älteren Freiwilligen zunächst in Frage. Auch hier kam aber Unterstützung durch neue freiwillige Helfer. Das Problem wurde zusätzlich entschärft, indem Ehrenamtliche aus Risikogruppen immer mit denselben Personen zusammen arbeiteten und in Arbeitsbereichen ohne Kundenkontakt eingesetzt wurden.

Die Außenstelle der Suhler Tafel in Zella-Mehlis war Leiterin Loritta Strödick zufolge für etwa drei Monate geschlossen, weil das Risiko für die älteren Mitarbeiter zu groß war und kein Ersatz gefunden wurde. Bedürftige wurden jedoch am Hauptstandort in Suhl mitversorgt, der seine Türen offen halten konnte. „Wir schauen jede Woche, wie sich die Bestimmungen geändert haben und passen uns entsprechend an. Das ist eine große Herausforderung.“ Auch in Suhl wären mehr Lebensmittelspenden nötig. Die Tafel in Nordhausen war für Fragen nicht erreichbar.

Tafeln brauchen teils dringend Lebensmittel

Während Tafeln teilweise dringend mehr Lebensmittelspenden benötigen, können sich die Kleiderkammern mancherorts vor Anlieferungen kaum retten. „Viele Menschen nutzten nach eigenen Aussagen die Zeit Zuhause zum Aufräumen“, erklärt Strödick. Die Annahme von Kleidung war deshalb in Suhl zeitweise ausgesetzt und ist aktuell auf zwei Kartons pro Spender begrenzt, weil die Lagerkapazitäten fehlten.

Kleiderkammern können sich manchmal kaum retten

Auch in der Erfurter Kleiderkammer und bei den fünf Kleiderkammern der Caritas sei die Anlieferung aus ähnlichen Gründen hoch. Zum Stöbern darf aber aufgrund der Hygieneauflagen immer nur eine sehr begrenzte Zahl an Kunden kommen. In den meisten Einrichtungen können Interessenten nur mit Terminvereinbarung in die Kleiderkammern, auch die Aufenthaltszeit ist meist begrenzt.

In Thüringen gibt es laut Landesverband Thüringer Tafeln aktuell 32 Tafeln, die wöchentlich bis zu 17 000 Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln versorgen.